Studie Arbeitswelt Agile Arbeitswelt – Wunschdenken oder Wirklichkeit?

Redakteur: Dr. Gesine Herzberger

Mitbestimmung, Gestaltungsfreiheit, die Möglichkeit individueller Karrierewege und flexible Arbeitszeitmodelle – das wünschen sich die Mitarbeiter. Dass diese Wünsche allerdings bisher in vielen Unternehmen zu kurz kommen, zeigt die aktuelle Studie „Smart Workforce“.

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Unternehmen und Mitarbeiter träumen von einer agilen Arbeitswelt mit einem hohen Grad an Eigenverantwortung. Doch bis aus diesem Wunschdenken Wirklichkeit wird, gibt es in vielen Unternehmen noch einige Herausforderungen zu meistern.
Unternehmen und Mitarbeiter träumen von einer agilen Arbeitswelt mit einem hohen Grad an Eigenverantwortung. Doch bis aus diesem Wunschdenken Wirklichkeit wird, gibt es in vielen Unternehmen noch einige Herausforderungen zu meistern.
(Bild: gemeinfrei / CC0 )

Im Zentrum der Forschung standen folgende Leitfragen: "Wie gestaltet sich das Organisationsdesign heute und wie sollte es zukünftig sein?" und "Welche Rolle haben Mitarbeiter heute und welche sollen sie zukünftig einnehmen?". Die Ergebnisse der Studie zeigen vor allem, dass Unternehmen und Mitarbeiter sich eine agile Arbeitswelt mit einem hohen Grad an Eigenverantwortung wünschen. Mitarbeiter fordern darüber hinaus mehr Gestaltungsfreiheit als Intrapreneure – als Unternehmer im Unternehmen. Die Rahmenbedingungen in Unternehmen hingegen lassen diese Art zu arbeiten bisher kaum zu. Damit wird klar: Für Unternehmen gibt es noch Einiges zu tun, um die an sie gestellten Herausforderungen zu meistern. Mit der Studie „Smart Workforce“ zeigen die Haufe Akademie und die ESCP Europe Wege auf, um diesen Gap zu schließen. Als Basis für die Untersuchung dient der Haufe Quadrant, ein von Haufe entwickeltes Modell, das die Interaktion zwischen den Mitarbeitern und dem Organisationsdesign eines Unternehmens veranschaulicht.

Mitbestimmung, Gestaltungsfreiheit und Co.

Die Ergebnisse zum aktuellen Organisationsdesign, das sich gemäß des Haufe Quadranten (siehe unten) zwischen den Extremen „gesteuert“ und „selbstorganisierend“ bewegt, zeigen deutlich: Der Wunsch nach selbstorganisierenden Unternehmen ist groß. 96 Prozent der Befragten nannten dies als Organisationsform ihrer Wahl - insbesondere Mitarbeiter, die in einer gesteuerten Unternehmensstruktur arbeiten, äußerten diesen Wunsch. Erfreulich: 77 Prozent der Studienteilnehmer haben aktuell das Gefühl, bereits in einer „Selbstorganisation“ zu arbeiten.

Trotz dieser an sich guten Ergebnisse konnten die Macher der Studie einige Punkte identifizieren, bei denen es durchaus Verbesserungsbedarf gibt. So wünschen sich beispielsweise die Mehrheit der Befragten mehr Möglichkeiten der Mitbestimmung und Gestaltungsfreiheit (rund 80 Prozent) sowie eine offene Unternehmenskultur, in der Leistung auch durch ein Mehr an Verantwortung honoriert wird (rund 70 Prozent). Insgesamt wünschen sich 90 Prozent der Befragten, dass Mitarbeiter stärker von ihren Vorgesetzten ermutigt werden, die Initiative zu ergreifen und Verantwortung zu übernehmen.

Die Rolle des Gestalters

Die Rolle der Mitarbeiter wird im Haufe Quadranten mit den Extremen „Umsetzer“ und „Gestalter“ definiert. Die Ergebnisse zeigen: Den Mitarbeiter der Zukunft wünschen sich 96 Prozent der Befragten in der Rolle des Gestalters, der aktiv als Intrapreneur in Erscheinung tritt. Aktuell betrachten aber nur knapp 70 Prozent der Studienteilnehmer ihre Mitarbeiter als solchen. Denn bisher haben beispielsweise lediglich 26 Prozent der Befragten das Gefühl, dass sich ihre Mitarbeiter eigenverantwortlich schwierigen Angelegenheiten stellen oder Verantwortung für ihre Fehler übernehmen (28 Prozent). Auch bei der intrinsischen Motivation, die Gestaltern nachgesagt wird, gibt es laut Studienergebnissen noch Verbesserungspotenzial. Obwohl sich 93 Prozent motivierte und damit leistungsfähigere und engagiertere Mitarbeiter wünschen, sehen dies in der Realität nur weniger als die Hälfte der Befragten (45 Prozent).

„Auf Basis der Ergebnisse konnten wir klare Forderungen an Unternehmen ableiten“, so Torsten Bittlingmaier, Geschäftsführer Inhouse Training & Consulting der Haufe Akademie. „Sie müssen Kompetenz- und Laufbahnmodelle individualisieren und so Mitarbeitern Gestaltungsspielraum und Eigenverantwortung bieten. Auch die Erweiterung der Talent Programme um Jobcrafting-Elemente ist ein wichtiger Schritt.“ Die Befähigung der Mitarbeiter zu eigenverantwortlichem und agilem Arbeiten sieht auch Prof. Dr. Marion Festing, Rektorin der ESCP Europe Berlin, als eine der wichtigsten Erkenntnisse: „In einer agilen Arbeitsumgebung wird HR zum Gestalter. Denn dort können Plattformen, Netzwerke und Instrumente etabliert werden, die auf Mitbestimmung und Austausch ausgelegt sind.“

Zur Studienerhebung

Die Haufe Akademie beauftragte die ESCP Europe mit der Durchführung der Studie „Smart Workforce - Arbeitswelten der Zukunft“. Von September 2015 bis März 2016 wurde dafür die Einschätzung von Unternehmenseigentümern, Führungskräften und HR-Mitarbeitern in leitender und operativer Funktion erfasst. Insgesamt 237 Personen beteiligten sich an der Studie. Den Großteil der Teilnehmer machen mit 71 Prozent Mitarbeiter in Führungspositionen aus, darunter knapp 20 Prozent Mitglieder der Geschäftsführung. 22 Prozent der Studienteilnehmer sind Mitarbeiter ohne Personalverantwortung.

* Die komplette Studie steht hier für Sie zum kostenlosen Download bereit.

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Über ESCP Europe:

Die ESCP Europe, die weltweit älteste Wirtschaftshochschule (est. 1819), mit ihrem seit 1973 bestehenden Multi-Campus Modell in Berlin, London, Madrid, Paris, Turin und Warschau „lebt“ und fördert aktiv den europäischen Gedanken. Heute hat die ESCP Europe rund 4.000 Studierende und 5.000 Executives aus über 90 Nationen an ihren sechs europäischen Standorten.

Die ESCP Europe in Berlin ist als wissenschaftliche Hochschule staatlich anerkannt und bundesweit die erste Hochschule, die von allen drei wichtigen internationalen Akkreditierungsagenturen - AACSB, AMBA und EFMD (EQUIS) - anerkannt wurde und damit die so genannte „Triple Crown“ erhalten hat. Als solche kann sie Abschlüsse verleihen, inklusive Doktortitel.

Über Haufe:

Haufe steht für ein Management, das Mitarbeiter ins Zentrum unternehmerischen Denkens und Handelns stellt. Bereits seit mehreren Jahrzehnten ist Haufe ein Partner für Personalabteilungen und bietet innovative und verlässliche Lösungen für das HR-Management. Darüber hinaus entwickelt Haufe digitale Arbeitsplatzlösungen, die Mitarbeiter bei ihrer täglichen Wissensarbeit unterstützen. Über fünf Millionen Nutzer in rund 100.000 Unternehmen und Organisationen aller Branchen und Größen arbeiten erfolgreich mit Lösungen von Haufe. Haufe ist neben der Haufe Akademie und Lexware eine Marke der Haufe Gruppe. Das Unternehmen mit Hauptsitz in Freiburg wurde bereits 1951 gegründet und beschäftigt heute rund 1.500 Mitarbeiter im In- und Ausland.

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