Expertenbeitrag

 Tomas Herzberger

Tomas Herzberger

Co-Founder, Berater für digitale Souveränität, Schaffensgeist

Expertenbeitrag: LinkedIn Audio-Events Der nächste Schritt ins Business-Metaverse mit LinkedIn

Von Tomas Herzberger

Als LinkedIn Audio-Events ausrollte, war die Begeisterung groß. Trotz des Launches konnten bisher nur wenige Nutzer das neue Feature testen. Für wen eignet es sich und für welche Anwendungsfälle im B2B kommt es in Frage?

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LinkedIn Audio-Events bieten auch im B2B vielfältige Möglichkeiten. marconomy-Experte Tomas Herzberger konnte dies bereits für Sie testen.
LinkedIn Audio-Events bieten auch im B2B vielfältige Möglichkeiten. marconomy-Experte Tomas Herzberger konnte dies bereits für Sie testen.
(Bild: gemeinfrei / Unsplash)

Anfang 2022 verkündete LinkedIn ein neues Feature: Interaktive Events. Diese unterscheiden sich von „normalen” Events, indem sie Audio- und Video-Streaming direkt auf LinkedIn einbinden. Wie bisher auch legt man ein Event an und lädt Speaker und Gäste ein. Neu ist, dass man keine zusätzliche Software nutzen muss, sondern den virtuellen Event direkt auf LinkedIn hosten kann. Der „Umweg” über Zoom oder GoToWebinar entfällt also.

Was ist LinkedIn Audio-Events?

Jetzt sind für einige ausgewählte Beta-Tester Audio-Events verfügbar. Man kann sich das wie einen interaktiven Podcast vorstellen: Die Gastgeber sprechen miteinander und die Teilnehmer können zuhören. Möchte ein Teilnehmer etwas zu dem Gespräch beitragen oder eine Frage stellen, kann er virtuell die Hand heben und die Gastgeber ihm das Wort erteilen.

Teilnehmer haben die Möglichkeit, mithilfe von Emojis Feedback zu signalisieren, um das Gesprochene oben auf der Bühne zu bewerten. Außerdem können sie ihre Kontakte direkt einladen.

Tomas Herzberger konnte als einer der ersten das neue Feature „LinkedIn Audio-Events" testen.
Tomas Herzberger konnte als einer der ersten das neue Feature „LinkedIn Audio-Events" testen.
(Bild: Tomas Herzberger)

Kommt Ihnen das das bekannt vor? Audio-Events sind durch die App Clubhouse 2021 populär geworden, die mittlerweile aber nur noch ein Nischendasein fristet. Auf Twitter nennt sich das Feature „Spaces” und wird regelmäßig genutzt.

Die Vorteile von LinkedIn Audio-Events:

  • sehr gute Usability sowohl für Gastgeber als auch Teilnehmer
  • keine zusätzliche Software notwendig
  • sehr gute Qualität
  • Menschen, die ungern schreiben, können durch Audio-Events Content veröffentlichen – ein kleiner Schritt zur Barrierefreiheit.
  • LinkedIn erhöht damit die Aufenthaltsdauer seiner Mitglieder auf der Plattform und bindet sie enger an sich

Die Nachteile von LinkedIn Audio-Events

  • nur für LinkedIn-Mitglieder nutzbar
  • noch keine Aufnahme-Funktion verfügbar
  • weil LinkedIn die Kommentare bei Events eingeschränkt hat, fehlt die Interaktionsmöglichkeit parallel zum Gespräch, wie beispielsweise ein Chat.
  • Lediglich Reaktionen möglich
  • Es gibt keine Suchfunktion für Audio-Events. Wer nicht eingeladen wird oder zufällig über das Event stolpert, bleibt außen vor.

Während der Unterhaltung können die Zuhörer mit Emojis „reagieren” und ihr Feedback mitteilen. „Um vom Publikum auf die Bühne zu wechseln, muss ein Teilnehmer virtuell die Hand heben”, berichtet die LinkedIn-Expertin Britta Behrens. „Dies ist das Signal, dass sie am Gespräch teilnehmen möchten. Der Moderator bekommt dann eine Benachrichtigung und kann den Teilnehmer auf die Bühne holen, damit er am Gespräch teilnehmen kann.”

Wofür können Sie LinkedIn Audio-Events nutzen?

Social Media-Experte Daniel Zoll sieht eine Vielzahl von Anwendungsfällen: „Als Verlängerung des eigenen Podcasts, als Plattform um die eigene Expertise zu stärken, einen Raum um Personen aus dem eigenen Netzwerk besser kennenzulernen oder um Themen und Ideen für den eigenen Content zu generieren. Vom einfachen Produktpitch, über ein Livewebinar bis hin zur Diskussionsrunde parallel zu einem laufenden Event, kann ich mir Vieles vorstellen.”

Content Creator können das Format ähnlich wie ein Webinar nutzen – nur dass es exklusiv für LinkedIn-Mitglieder funktioniert. Sie können einen oder mehrere Gäste zu einer moderierten Diskussion einladen.

Auch eine Verwendung als internes „Townhall”-Format wäre möglich, bei dem der Vorstand mit den Angestellten spricht.

Insbesondere für Menschen, die LinkedIn zum Aufbau Ihrer Personal Brand nutzen (wie bspielsweise Thought-Leader) bieten Audio-Events eine zusätzliche interessante Plattform”, sagt die Personal Branding-Expertin und Autorin Marina Zayats. „Beim Personal Branding spielt Vertrauen eine große Rolle. Wenn die eigene Zielgruppe die Person in Diskussionen „näher” und live erleben kann, zahlt es stark auf das Vertrauen ein.” Damit können Audio-Events ähnlich wie ein Podcast verwendet werden. Allerdings müssen Sie jedes Event einzeln anlegen und Ihr Publikum manuell dazu einladen. Das ist ein nicht unerheblicher Aufwand, den es bei der Planung zu berücksichtigen gilt.

Was ist mit Video-Events?

Interaktive Events mit Video wurden bislang noch nicht in freier Wildbahn gesichtet und konnten in Deutschland ebenfalls noch nicht getestet werden. Man kann aber davon ausgehen, dass die Funktionsweise ähnlich zur Audio-Version funktionieren wird. LinkedIn rollt solche Features erfahrungsgemäß über Monate aus und lässt sich bezüglich des Release-Datums leider nicht in die Karten schauen.

Einschätzung

Auch wenn das Format bisher nur spärlich getestet werden konnte: Interaktive LinkedIn-Events scheinen ein sinnvoller Kanal im Medienmix werden zu können. Britta Behrens meint dazu: „Audio-Events sind ein Content-Format zum Anfassen und Mitmachen. Sie erzeugen eine unglaubliche Nähe durch den Live-Charakter und direkten Kommunikationsweg.” Sie rät dazu, es einfach mal auszuprobieren.

Warum das wichtig ist

Spätestens seit der Umfirmierung von Facebook in Meta ist das Metaverse in aller Munde. LinkedIns Mutterkonzern, Microsoft, ist insbesondere als Hersteller der Xbox und Besitzerin von über 20 Entwicklungsstudios auf dem besten Weg, eine große Rolle im B2C-Metaverse zu spielen. Doch wie sieht das Business-Metaverse aus?

Perspektivisch ist es gut vorstellbar, dass sich LinkedIn-Profile immer mehr zu Avataren ausbilden. Als Abbilder der Personen, die wir gerne sein wollen. Wir optimieren bereits unsere Profilbilder: Wir glätten unsere Haut oder hellen unsere Zähne auf. Da ist es naheliegend, dass wir auch einen Filter benutzen würden, um unserer Stimme bei Audio-Events einen besonders angenehmen Klang zu verleihen.

Oder dass wir uns bei Video-Events virtuell schminken, wie es bei Zoom bereits heute möglich ist. Viele Menschen ändern oder ersetzen das Bild ihres Home-Office bereits durch einen virtuellen Hintergrund. Die Grenzen zwischen realer und virtueller Welt verschwimmen Stück für Stück. Und mit interaktiven Events trägt LinkedIn dazu bei, dass dieser Trend auch in der Unternehmenswelt und damit im B2B ankommen wird.

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