Berufsentscheidung Die erste wichtige Entscheidung im Leben der Generation Z
Sie ist eine Generation mit schier unbegrenzten Möglichkeiten in allen Lebensbereichen – die Generation Z (Jahrgang 1995-2010). Doch diese nahezu grenzenlose Freiheit ist nicht nur Segen für die Betroffenen – Psychologen sprechen bereits von einer „Orientierungsdepression“ bei Studenten.
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Die Forschung zeigt, dass sich Menschen schwerer entscheiden können und dies seltener überhaupt tun, je mehr Optionen zur Auswahl stehen. Ebenso sinkt tendenziell die Zufriedenheit mit der getroffenen Entscheidung mit der Zahl der Optionen. Die Entscheidung wird stärker hinterfragt und angezweifelt, je mehr Alternativen zur Verfügung stehen. Das gilt für Konsumgüter ebenso wie für Beziehungspartner, Reisezeile – und eben auch für Joboptionen.
Natürlich möchten sowohl Angehörige, vor allem Eltern, als auch Lehrer oder potentielle Arbeitgeber tun, was sie nur können, um diese Entscheidungsfindung zu unterstützen. Unzählige Angebote wie Messen oder spezielle Beratungsstellen haben genau dies zum Zweck. Doch was davon ist überhaupt wirklich zielführend, was stößt auf Anklang, wo sollten sich Außenstehende mit ihrer Einflussnahme eher zurückhalten?
Pädagogen und Berufsberater empfehlen deshalb, zu Hause auch unaufgefordert möglichst viel vom eigenen Job zu erzählen, und das Bild vom damit verbundenen Berufsalltag auf diese Weise aussagekräftiger werden zu lassen. Dabei sollten explizit auf positive wie auch negative Seiten beleuchtet werden sowie konkrete Erlebnisse aus dem Tagesgeschehen. Das Thema aus Angst vor der damit verbundenen Einflussnahme zu Hause zu tabuisieren und bewusst gar nicht anzusprechen, ist bestimmt nicht anzuraten – ebenso wenig sollte allerdings versucht werden, zu stark zu beeinflussen und zu sehr in eine Richtung zu drängen. Akademikereltern neigen dazu, die Fähigkeiten ihrer Kinder zu überschätzen. Hingegen, Eltern ohne akademischen Hintergrund unterschätzen eher die Fähigkeiten ihrer Kinder. Dies macht die Einschätzung Dritter, wie Lehrkräfte umso wichtiger.
Modelllernen beschreibt das Lernen durch Beobachten und Nachahmung – in der menschlichen Entwicklung kommt ihm eine zentrale Bedeutung zu. Gerade Kinder studieren pausenlos ihre Umgebung, kopieren, imitieren – vielfach auch unbewusst. Verhaltensweisen und Werte werden unhinterfragt übernommen, aufgrund der aus dem Umfeld gezogenen Informationen werden Schlüsse gezogen, was auf das eigene Leben übertragen werden kann. Das gesammelte „Datenmaterial“ soll Annahmen darüber ermöglichen, was höchstwahrscheinlich funktionieren würde und was weniger gut zur eigenen Persönlichkeit passt. Was ist mit den eigenen Werten, den eigenen Vorstellungen vereinbar, was weniger. Eltern beeinflussen ihre Sprösslinge also in jedem Fall – und das stark! – ob sie die Fragen der Berufswahl nun offen thematisieren oder nicht.
Damit die gewünschte Selbstständigkeit entwickelt werden kann, muss auch der dafür nötige Raum gegeben werden. Oftmals werden die Kinder und Jugendlichen regelrecht erdrückt von den Vorstellungen, den überzogenen Wünschen – und den vielfach zugrundeliegenden Ängsten – der Eltern. Eigene Ideen und Ambitionen werden dadurch im Keim erstickt. Anstatt zu viel und zu eng vorzugeben, können mithilfe der richtigen – auf Stärken, Ressourcen und Interessen, nicht auf Defizite abzielenden – Fragen die Aufmerksamkeit in die richtige Richtung gelenkt werden, sodass passende Optionen sichtbar werden.
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Personal
Generation Z – Zwischen Online- und Offlinewelt
Innerhalb spezieller Angebote zur Berufsorientierung haben sich viele Beratungsstellen schon auf die Generation Z eingestellt. Beratungsstellen und Karrieremessen mit Generation Z als Zielgruppe sind es mittlerweile gewohnt, dass die Berufseinsteiger und -einsteigerinnen gemeinsam mit ihren Eltern anwesend sind. Die übermittelten Informationen richten sich bereits größtenteils an die Eltern. Denn am Ende sind es die Eltern, die die Entscheidung für ihren Sprössling treffen. Die bundesweite Generation-Thinking-Studie des Instituts für Generationenforschung mit 2.500 Befragten der Generation Z belegte wissenschaftlich genau dieses: Eltern müssen in den Entscheidungs- und sogar in den Bewerbungsprozess eingebunden werden (Maas, R. 2019) . Sie sind mehr beste Freunde, Berater, Coaches als Objekte der Abgrenzung. Ihr Rat wird vertrauensvoll und dankend angenommen. Ein Problem der Eltern könnte jedoch sein, dass sie nicht die 326 anerkannten Ausbildungsberufe und über 15.000 Studiengänge auf dem Schirm haben, die zu den Interessen und Fähigkeiten ihres Kindes passen könnte. Dies ist auch nicht zu erwarten, allerdings sollte einem diese Masse und Angebotsflut bewusst sein.
Immer mehr Unternehmen bieten zudem spezielle Schnuppertage an, an denen die Jugendlichen den potentiellen Arbeitsplatz besuchen und bereits mehr als nur einen Blick hinter die Kulissen werfen können – auch dabei handelt es sich um Angebote, die gerne in Anspruch genommen werden und viel Klarheit schaffen können. Umgekehrt kommen Unternehmen auch zu den potentiellen Interessenten, um sich direkt bei ihnen vor Ort vorzustellen, beispielsweise im Klassenzimmer oder Schul-Projekttagen.
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Berufsvorbereitung der Generation Z
Freischwimmer – Ausbildung im Projektumfeld
Nicht zuletzt sind darüber hinaus selbstverständlich auch Onlineangebote zu nennen, welche besseren Überblick sowie aufschlussreiche Einblicke in den möglichen Berufsalltag geben sollen. Einschlägige Websites bieten vielfach kostenfrei umfangreiches Material (wie zum Beispiel sprungbrett-intowork.de) – wie professionell produzierte Videos, beispielsweise Interviews mit Angestellten – mit dem Zweck, sich ein Bild über die jeweilige Branche machen zu können. Nicht nur reine Informationssuche ist im Netz möglich. Inzwischen existieren bereits sogar spezielle Apps oder Onlinetools, welche einem während des Entscheidungsprozesses selbst unterstützend zur Seite stehen sollen.
Berufsbilder ändern sich rasant, neue Ausbildungen und Studiengänge entstehen. Den Überblick zu wahren ist schier unmöglich. Das wir als Eltern nur das Beste für unsere Kinder wollen steht außer Frage. Es muss uns jedoch bewusst sein, dass wir nicht immer die besten Berater unserer Kinder sein können. Konzentration sollte auf den Interessen und Fähigkeiten der Jugendlichen liegen. Die eigene Einschätzung immer richtig zu deuten, fällt jedoch vielen schwer. Das Heranziehen mehrere Faktoren führt zum Ziel, um die Entscheidungshandlung der Generation Z in dieser Optionsflut zu unterstützen.
* Dipl.-Wirt.-Ing. Hartwin Maas ist Gründer des Instituts für Generationenforschung und Geschäftsführer der Maas Beratungsgesellschaft mbH.
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