E-Commerce Frontend Hui!, Backend Pfui! – Viele Online-Shops sind nicht ideal aufgestellt

Von André Roitzsch*

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Mithilfe eines „Health Checks“ können Online-Shops auf ihre technische „Gesundheit“ geprüft werden. Auf dem Prüfstand stehen dabei: Systemarchitektur, Software, Hosting, Performance, Deployment, UX/Design, Content.

Was der Kunde zu sehen bekommt, darum kümmern sich viele Shopbetreiber sehr sorgfältig.
Was der Kunde zu sehen bekommt, darum kümmern sich viele Shopbetreiber sehr sorgfältig.
(Bild: gemeinfrei / Unsplash)

In 2019 haben die Prüfer von Shopmacher knapp 20 Online-Shops mithilfe des standardisierten Verfahrens des Health Checks analysiert. Geprüft wurden Shops auf Basis verschiedenster Softwarelösungen bei mittleren und größeren Händler sowohl im B2C als auch im B2B-Bereich.

Klar ist: Jedes laufende Setup hat mit individuellen Stärken und Schwächen zu kämpfen, die in der Regel historisch entstanden sind und denen mit gezielten Eingriffen zu begegnen ist. Und doch hat sich ein bemerkenswertes Muster herausgebildet.

Allgemein gute Ergebnisse erzielten die geprüften Shops bei UX, Markenkonformität und oft auch Content. Was der Kunde zu sehen bekommt, darum kümmern sich viele Shopbetreiber mit Herzblut und leidenschaftlicher Sorgfalt.

Wiederkehrende Problemfelder sind die Bereiche Performance, Sicherheit, Architektur und Deployment

Unter der Motorhaube sieht es dagegen oft nicht so rosig aus: Der Architektur des Gesamtsystems war wiederholt anzumerken, dass im laufenden Betrieb Workarounds und Provisorien entwickelt und angeflanscht wurden, um Lösungen für vermutlich unvorhergesehene kurzfristige Anforderungen zu finden. Vielleicht in dem Moment pragmatisch, oft aber zulasten der Stabilität und der Updatefähigkeit des Systems. Insbesondere bei der Anbindung von Drittsystemen fanden sich oft „abenteuerliche Konstruktionen“, wie Projektleiter Carsten Dütschke verrät. „Da wird gerne mal die Magie von zwei Jahren Individualisierung in ein einziges Monster-Plugin gebaut – und damit wird ein simples Update fast so aufwändig wie ein Relaunch, weil das Plugin an vielen Stellen angepasst werden muss”.

Ebenfalls ein typisches Problemfeld fast aller geprüften Systeme war die Performance. Bemerkenswert, weil das ja unmittelbaren Impact auf die Conversion hat und daher eigentlich im Fokus der Shopbetreiber liegen sollte. „Liegt es auch”, verrät Dütschke. „Die meisten Anfragen für einen Health Check ergaben sich aus der teils dringenden Notwendigkeit, die Ladezeiten zu reduzieren”.

Um eine spürbare und nachhaltige Verbesserung bei der Ladezeit zu erzielen, musste häufig an der Systemarchitektur angesetzt werden. Denn die Shopmacher-Prüfer erkannten, dass Performance-Probleme häufig in Zusammenhang mit den „verbauten“ Systemarchitekturen stehen.

Problematisch ist dabei auch, dass die gängigen Google-Tools, mit denen die Performance bewertet wird, um die „gefühlte Ladezeit“ zu objektivieren, teils widersprüchliche Ergebnisse liefern: Je nachdem, welchen Richtwert man setzt, kann man Performance nach unterschiedlichen Parametern bewerten und zu völlig unterschiedlichen Ergebnissen kommen. „Viele Händler sind nach einer Prüfung mit Standard-Tools nicht schlauer als mit ihrem Bauchgefühl”, verrät Tech Lead Patrick Blom, der einige der komplexeren Systeme unter die Lupe nahm.

Überraschend war darüber hinaus, dass fast alle geprüften Systeme beim Deployment-Prozess teils weit unter dem erforderlichen Standard für Enterprise eCommerce-Systeme blieben. „Man sieht das nicht und es hat ja auch keinen unmittelbaren Einfluss auf die Verkaufszahlen. Aber ein unprofessionelles Vorgehen beim Deployment birgt erhebliche Risiken für einen Shopbetreiber.” Hier haben die Prüfer Einfallstore für Hacker-Angriffe gefunden, oder das vollständige Fehlen der Roll-Back-Option, also der Möglichkeit, nach einem fehlgeschlagenen Deployment den vorherigen Zustand des Shops wieder herzustellen. „Damit kann man sich mal eben per Deployment den gesamten Shop abschießen,” warnt Blom.

Am Ende bleibt die Bilanz, dass die Verantwortlichen der geprüften Systeme zwar zurecht großen Wert auf Look & Feel ihrer Systeme legen – offenbar, weil hier der Zusammenhang zum Verkaufserfolg der Shops auf der Hand liegt, allerdings die Risiken der schleichenden technischen Verwahrlosung oft nicht kennen oder unterschätzen.

* André Roitzsch, CEO der Shopmacher eCommerce GmbH & Co. KG

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