Praxis Case „Agiles Marketing“ Jauch Quartz wappnet sich mit OKR für die Zukunft

Von Alicia Weigel Lesedauer: 6 min |

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Flexibel und kreativ – das sollen Mitarbeiter im besten Fall sein. Die OKR Methode soll genau hier unterstützen. Die Jauch Quartz GmbH hat das Potenzial schon vor einiger Zeit erkannt und arbeitet nun auch im Marketing seit über einem Jahr agil. Tabea Barho, Head of Marketing bei Jauch Quartz, hat das Projekt federführend begleitet.

Beweglichkeit zahlt sich nicht nur im Sport aus: Mit agilen Methoden bleiben Mitarbeiter im Beruf kreativ und flexibel.
Beweglichkeit zahlt sich nicht nur im Sport aus: Mit agilen Methoden bleiben Mitarbeiter im Beruf kreativ und flexibel.
(Bild: frei lizenziert / Unsplash)

Die Jauch Quartz GmbH, ein Anbieter von Elektronikbauteilen aus dem schwäbischen Villingen-Schwenningen, setzt nun schon seit rund drei Jahren auf agiles Arbeiten und kann dadurch viele Erfolge feiern. Im Einsatz hat das Unternehmen die OKR Methode. Dadurch entsteht ein kreatives und dynamisches Arbeitsumfeld.

Tabea Barho, Head of Marketing, hat die Methode federführend im B2B Unternehmen mit vorangetrieben. Vor eineinhalb Jahren hat sie sich deshalb auch zusammen mit zwei Kollegen zum OKR Master ausbilden lassen. „Auf Basis des Zertifizierungsseminars haben wir ein eigenes Konzept für Jauch Quartz ausgearbeitet“, erklärt sie.

Jauch Quartz wappnet sich mit OKR für die Zukunft

Schon seit über vier Jahren beschäftigt sich das Unternehmen damit, die Digitalisierung in allen Bereichen voranzubringen. Durch Neustrukturierungen und Prozessoptimierungen will sich der Anbieter von Elektronikbauteilen für die Zukunft wappnen. Einige Mitarbeiter hatten dazu auch reichlich Ideen. Was fehlte, war eine strukturierte Vorgehensweise, um diesen kontinuierlichen Verbesserungsprozess strategisch anzugehen. „Mein Kollege und ich wurden dann gefragt, ob wir das nicht leiten wollen. Und da ich parallel schon viel von OKR gehört hatte, lag es nahe, diese Methode auch zu testen“, erzählt Barho.

Was bedeutet OKR?

OKR steht für Objectives and Key Results. Es ist eine Methode, die die Ziele des Unternehmens mit den Zielen der einzelnen Teams und Mitarbeiter verbindet und strategisch angeht. Die Ziele werden im OKR Prozess immer zyklusweise für drei Monate in Form von Objectives und Key Results definiert.

Objectives beschreiben einen konkreten Zustand in der Zukunft, der nach einem Zyklus erreicht werden soll.

Die Key Results sind die messbaren Erfolgstreiber des Objectives. Sie werden hypothesenbasiert identifiziert und dann mit messbaren Ergebnissen versehen. Die Key Results steigern damit die Wahrscheinlichkeit, dass die Objectives erreicht werden können.

Im nächsten Schritt haben sie die Geschäftsleitung von der Managementmethode überzeugt. „Nur wenn die Geschäftsführung mit an Bord ist, kann auch das ganze Unternehmen profitieren“, erläutert die Marketingleiterin.

Gestartet seien sie dann recht schnell mit Pilotteams, so Barho. „Wir haben uns Abteilungen herausgesucht, von denen wir wussten, dass sie offen für solche Methoden sind und gerne an der Weiterentwicklung des Unternehmens und des eigenen Bereichs mitarbeiten möchten.“ Da der Themenbereich der Agilität für alle im Unternehmen neu war, dauerte es mit den Piloten ungefähr zwei bis drei Zyklen, bis alle Kollegen die Arbeitsweise komplett verinnerlicht hatten.

Wie wird OKR bei Jauch Quartz umgesetzt?

  1. Zum Jahresende definiert die Geschäftsleitung zusammen mit den OKR Mastern die Jahresziele.
  2. Darauf aufbauend findet das erste OKR Planning statt. Dort definieren die Master zusammen mit den CEOs die unternehmensweiten OKRs.
  3. Diese OKRs werden dann wiederum den einzelnen Teams (zum Beispiel IT, Marketing und Vertrieb) vorgestellt. Wenn diese thematisch zu den Abteilungen passen, erarbeiten diese auch darauf aufbauend teameigene OKRs, die sie in den nächsten drei Monaten erreichen möchten.
  4. Jede Woche findet dann mit jedem Team ein kurzes OKR Update statt, indem die Fortschritte dokumentiert werden.
  5. Alle paar Wochen finden gemeinsame Abstimmungsrunden mit anderen Teams statt. Dabei stimmen sich die verschiedenen Abteilungen ab, damit sie gemeinsam auf das große Ziel der Unternehmens-OKRs hinarbeiten können.
  6. Nachdem ein Zyklus (also drei Monate) abgeschlossen ist, findet ein Review und eine Retrospektive statt, in der auf die vergangenen Monate und Wochen zurückgeblickt wird.
  7. Danach beginnt der nächste Zyklus.

„Auch wir als OKR Master konnten uns nach den Zyklen immer weiterentwickeln. Mittlerweile sind wir damit sogar unternehmensweit unterwegs. Sogar unsere drei Tochterunternehmen aus England, den USA und Frankreich sind nun mit der OKR Methode ausgestattet“, erklärt Barho.

Klar ist: Nicht jeder Mitarbeiter kann sich mit dieser Methodik identifizieren. „Wir zwingen OKR auch niemandem auf“, meint sie. Bei Jauch Quartz würde die Mehrheit OKR aber bevorzugen, so Tabea Barho.

OKR erzeugt Transparenz

Auch im Marketing hat die Arbeitsweise einen guten Impact, so die Marketingleiterin. „Durch OKR bekommen wir viel mehr von anderen Abteilungen mit.“ Sie veranschaulicht das an einem Beispiel: „Aktuell sollen beispielsweise die Produktdatenblätter überarbeitet werden. Durch OKR haben wir davon mitbekommen und können so unsere Interessen miteinfließen lassen. Schließlich stehen diese Dokumente später auf der Website und werden an Kunden und Interessenten verschickt. Deshalb ist es wichtig, dass unsere Richtlinien und die Corporate Identity eingehalten werden.“

Genau in dieser Transparenz liegt der klare Vorteil von OKR. Jede Abteilung, die mit dieser Systematik arbeitet, erhält regelmäßig Einblick in die Projekte der anderen Teams, was gerade im Marketing ein starker Benefit sein. „Wir bekommen so auch von vielen Themen mit, die wir inhaltlich zur externen und internen Kommunikation verwenden können“, so die Marketingleiterin.

Auch die Verantwortung innerhalb der Teams könnten sie so besser verteilen, was gerade die Führungskräfte stark entlasten würde. Teammitglieder könnten so nach Wunsch mehr Verantwortung übernehmen und sich so auch weiterentwickeln. Zudem könnten sich alle Mitarbeiter so stärker einbringen.

Vorteile von agilem Arbeiten sind wissenschaftlich belegt

Auch in der Wissenschaft sind die Vorteile von agilem Arbeiten schon längst belegt. Teams, die agil arbeiten, haben eine höhere Arbeitszufriedenheit – das gilt sowohl für Teammitglieder als auch für Manager. Laut der zwei Wissenschaftler Melnik und Maurer, die diese Studie mit über 1.000 Teilnehmern durchgeführt haben, war der größte Einfluss auf die Zufriedenheit, Entscheidungen selbst beeinflussen zu können, die einen selbst betreffen.

Zudem steigt die Motivation von Mitarbeitern miteinander zu kollaborieren. Zusätzlich zeigen einige Studien, dass in agilen Teams bessere Kollaborationen stattfinden und die Kommunikation beziehungsweise der Informationsfluss effektiver ist.

Eine interessante Erkenntnis ist, dass agile Teams, die in der Lage sind, selbstverantwortliche Entscheidungen zu treffen, besser mit Stress umgehen können. In einer Studie bei Nokia mit über 500 Teilnehmern stellte sich heraus, dass diese Teams besser mit anspruchsvollen Phasen umgehen konnten und eine ausgewogenere Arbeitsbelastung hatten. Allerdings zeigten die Ergebnisse auch, dass agile Teams oft an ihre Leistungsgrenzen stoßen und selbstständig Strategien entwickeln müssen, um damit umzugehen. Wenn dies nicht der Fall ist, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass hohe Arbeitsbelastung Stresssymptome bei den Mitarbeitern auslöst.

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Praktische Tipps von der OKR Expertin

Um OKR einzuführen, braucht es letztlich gar nicht viel. Neben einem OKR Master, der die Zyklen begleitet und vorbereitet, braucht es ein Tool, indem die OKRs aufgelistet werden. „Wir werfen jede Woche einen Blick auf das Dokument und tragen die Fortschritte ein“, sagt Barho. Sie selbst nutzen hierfür kein spezielles Tool. „In unserem Fall reicht eine Excel-Liste, die für jeden zugänglich ist.“ Zusätzlich bräuchte es nur noch eine Informationsplattform, in der die Teams ihre Dateien ablegen können. Diese Plattform sollte auch für Mitarbeiter offen sein, die sich nicht aktiv an OKRs beteiligen – „alleine schon zwecks der Transparenz“, erklärt die Marketingleiterin.

Alles Weitere ist ein immer voranschreitender Lernprozess. „Sicherlich war anfangs die Kommunikation der Teams untereinander häufig schwierig. Von Anfang an hatten wir darauf ein großes Augenmerk, dass viel und gut kommuniziert werden muss“, blickt sie zurück. Weiter sagt sie: „Es kann sehr frustrierend sein, wenn Teams an einem Projekt arbeiten, dies an eine andere Abteilung übergeben und danach nichts mehr hören.“

Fazit zur OKR Methodik

Höchstwahrscheinlich wird OKR nicht für jedes Unternehmen geeignet sein – im Fall von Jauch Quartz hat sich aber gezeigt, dass Unternehmen sich dadurch deutlich besser für die Zukunft wappnen und somit auch die Motivation der Mitarbeiter untereinander stärken können. „Der Lernprozess wird nie aufhören. Wir werden einfach immer besser“, meint Tabea Barho.

Falls Sie sich nun fragen, ob die Methodik auch zu Ihnen passt, listen wir Ihnen hier zusammenfassend nochmals alle Vor- und Nachteile von OKR auf:


Vorteile

Nachteile

Hohe Transparenz unter den Abteilungen

Benötigt häufig eine Mindsetveränderung der Mitarbeiter

Starkes Mitspracherecht seitens der Mitarbeiter

Prozess mit Terminen und Abstimmungen muss am Laufen gehalten werden (im besten Fall mit OKR Master)

Unternehmen erhält eine gemeinsame Stoßrichtung

 

Starke Fokussierung auf einzelne Projekte

 

Verantwortung wird besser aufgeteilt

 

Ideen können strukturiert angegangen werden

 

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