marconomy Recap Wenn das OMR Hamburg erneut zum Mekka der weißen Sneakergemeinde macht

Von Alicia Weigel Lesedauer: 8 min |

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Vom 9. bis 10. Mai 2023 war es wieder so weit: Deutschlands größtes Online Marketing Festival lockte 70.000 Marketer nach Hamburg. Auf den Hauptbühnen standen neben bekannten Content Creatorn und internationalen Stars auch ein paar wenige B2B Marketer. Wir waren live für Sie dabei.

Auf der Conference Stage traten beim OMR 23 viele bekannte Content Creator und auch Aktivisten, wie Luisa Neubauer, auf.
Auf der Conference Stage traten beim OMR 23 viele bekannte Content Creator und auch Aktivisten, wie Luisa Neubauer, auf.
(Bild: Ramp 106 GmbH)

Am Hamburger Hauptbahnhof angekommen, waren sie schon zahlreich zu sehen: Menschen in weißen Turnschuhen, gekleidet mit weißem T-Shirt und Jeans. Aufgelockert wurde das eher schlichte Outfit oft durch einen knallbunten Blazer oder eine farbenfrohe Jacke. Wer es etwas schicker wollte, kam im kompletten Anzug, aber natürlich lässig kombiniert. Das wichtigste Accessoire? Das eigene Smartphone, das mit einer Handykette stilvoll über der Schulter getragen wurde. Die Mission? In zwei Tagen so viele Instagramstorys oder TikToks wie möglich festzuhalten.

Von wem oder was ist hier die Rede? Die Antwort kennen Sie wahrscheinlich schon. Über 70.000 B2C und B2B Marketer strömten am 9. und 10. Mai 2023 wieder nach Hamburg, um gemeinsam beim Online Marketing Rockstars (OMR) Festival aktuelle Trends und Entwicklungen im Online Marketing gebührend zu feiern.

Nach dem fulminanten Start des Festivals nach der Pandemie im letzten Jahr waren alle Besucher gespannt: Wie wird die Veranstaltung in diesem Jahr wohl sein?

Festivalcharakter des OMR

Die Grundstruktur war die gleiche wie im letzten Jahr. Das OMR lud viele namhafte Referenten in die Hansestadt ein. Auf sieben Bühnen und in über 240 Masterclasses wurde den Besuchern viel, wenn auch nicht immer tiefgehendes Marketingwissen vermittelt. Wer lieber Kontakte knüpfen wollte, schlenderte zum Beispiel über die Expo, auf der sich knapp 1.000 Aussteller präsentierten. Hoch waren auch die Preise für Essen und Trinken. 13 Euro für eine Weinschorle und knapp 11 Euro für einen Burger waren Standard – typisch Festival eben. Aber das stand für die meisten Besucher auch nicht im Mittelpunkt der Veranstaltung. Es ging darum, sich selbst und die Zukunft des Marketings zu feiern.

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Das Programm gestalteten über 800 Referenten, die auf sieben verschiedenen Bühnen Impulse zu aktuellen Entwicklungen, Trends und Technologien gaben: darunter Experten aus der Technologie- und Marketingbranche wie Scooter Braun und Ronnie Fieg, Unternehmer wie Pamela Reif, Entscheider aus der Wirtschaft wie Christian Sewing und Investoren wie die ehemalige Tennisspielerin Serena Williams. Abgerundet wurde das Rahmenprogramm wie in den Vorjahren durch Standpartys von Ausstellern wie SAP, Reddit oder Audi sowie Live-Konzerte von Macklemore, K.I.Z. und Fettes Brot auf der von Vodafone präsentierten Red Stage.

Die Inhalte der OMR Konferenz

Das Programm der Conference Stage wurde in diesem Jahr erstmals auf zwei Tage ausgeweitet. Zum Auftakt gaben Roland Eisenbrand, Head of Content, und Philipp Westermeyer, Gründer von OMR, in der Keynote „State of the German Internet” einen Überblick über die wichtigsten Entwicklungen in der digitalen Welt. Zentrales Thema war der Trend zu kurzen Videos und die Frage, wie die Marketingbranche mit der extrem kurzen Aufmerksamkeitsspanne der Konsumenten umgehen kann. Durchschnittlich entscheiden User auf Social Media innerhalb von 0,4 Sekunden, ob sie den Content sehen möchten.

Roland Eisenbrand zeigte drei Strategien auf, um genau diese Aufmerksamkeit zu erhalten:

  • 1. Ausgefallene Unterhaltungsinhalte: Content muss und darf auf Social Media nicht unbedingt perfekt sein. Er sollte unterhalten und ungewöhnlich sein.
  • 2. Snipification: Content muss kurzweilig und kurz gehalten werden, damit er für User interessant wird.
  • 3. Nischenthemen: Eigene Nischenthemen kommen auch auf Social Media gut an.

Viele Diskussionen und Keynotes drehten sich um Künstliche Intelligenz und ihre Auswirkungen auf Wirtschaft und Gesellschaft. Der Präsident des Bundeskartellamtes, Andreas Mundt, sprach ebenso über die Herausforderungen durch neue Entwicklungen wie ChatGPT wie die Gründer der KI-Startups Aleph Alpha und You.com. Eine große Rolle spielte auch der Klimawandel und die Frage, wie man ihm am besten begegnen kann. Ob im Rahmen eines Climate-Tech-Panels mit Investoren oder beim Auftritt der Klimaaktivistin Luisa Neubauer oder des Siemens-Energy-Vorstandsvorsitzenden Joe Kaeser - immer wieder ging es um die Frage, welche Schritte notwendig sind und welche Rolle Deutschland dabei spielen kann.

Sportstars beim OMR 23

Mit Serena Williams und Boris Becker standen auch zwei Tennislegenden auf der Bühne. Serena Williams sprach unter anderem über ihre Karriere, ihre Technologie-Investitionen und die Frage, ob sie ein Startup auch dann unterstützen würde, wenn das Gründerteam dahinter nicht divers sei. Serena Williams betonte, dass es letztlich um Diversität im gesamten Portfolio ihres Fonds gehe. „Ich bin ein totaler Tech-Nerd”, sagte die Unternehmerin.

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Auch an anderer Stelle spielte das Thema Sport eine Rolle: Der ehemalige Chef der Deutschen Fußball Liga (DFL), Christian Seifert, skizzierte auf der Bühne, wie er mit seinem neuen Sport-Streamingdienst Dyn bisherige Randsportarten attraktiver machen will. Die Mitgründerinnen des Frauenfußballclubs FC Viktoria Berlin, die Unternehmerin Verena Pausder und die zweimalige Fußballweltmeisterin Ariane Hingst, verkündeten auf der Bühne eine Kooperation mit Nike - der Weltkonzern rüstet erstmals ein Frauenteam der dritten Liga aus. Die US-Football-Liga NFL wiederum schickte den deutschen Super-Bowl-Sieger Sebastian Vollmer nach Hamburg, um auf der Bühne den genauen Spielplan für die Spiele in Frankfurt bekannt zu geben.

B2B Cases auf der Bühne des OMR

Natürlich gab es neben diesen großen Namen auch andere Speaker. Bei Sessions und Vorträgen explizit für B2B Marketer war die Auswahl schon etwas kleiner. Wir fassen die Highlights zusammen.

Oliver Thiele, Head of medias Team bei Schaeffler, und Stefan Klotzbuecher, Head of Digital Platform and PIM bei Schaeffler, stellten vor, wie sie gemeinsam mit Deloitte Digital eine innovative B2B Kundenplattform namens medias aufgebaut haben. Sie skizzierten die Entwicklung der Plattform von 2016 bis heute. Zu Beginn des Projekts gab es noch einzelne Produktkataloge und separate Transaktionsplattformen, was die Buyer Journey noch fragmentierter machte. All diese Informationen wollten sie nun zusammenführen und so einen zentralen Touchpoint schaffen. In zahlreichen Kundeninterviews stellte sich zudem heraus, dass Kunden gerne ihr eigener „Self Consultant“ sein möchten. Eine neue Plattform musste also her.

Dafür bot sich medias an – damals noch eine digitale Sammlung von Produktkatalogen. Ein Jahr später (2017) entstand das heutige medias, weit mehr als eine reine Informationssammlung, sondern eine interaktive, digitale Beratungsplattform mit Bestellfunktion. Im vergangenen Jahr konnte Schaeffler allein über diese Plattform einen Umsatz von über einer Milliarde Euro erzielen. Die Herausforderungen lägen nun vor allem darin, die Plattform kontinuierlich auszubauen und zu erweitern. Oliver Thiele fasst zusammen: „We are not anymore a startup. That’s a game changer.“

Übrigens: Wer mehr über medias erfahren möchte, sollte in unsere B2B Hero Podcast Episode mit Denis Wiegel, Senior Vice President Sales & Marketing Industrial bei Schaeffler, reinhören:

Spannend wurde es auch, als Rainer Grill, Head of Communications bei Ziehl-Abegg, und Rebecca Amlung, Content Developer E-Learning bei Ziehl-Abegg, Einblicke in den eigenen TikTok-Kanal gaben. Der Hersteller von Industrieventilatoren setzt seit einigen Monaten auf das soziale Netzwerk, um die eigene Arbeitgebermarke vor allem bei jungen Menschen zu stärken. Über 100.000 Follower, drei Millionen Likes und dutzende Medienberichte sprechen für den Erfolg. So hat sich das Unternehmen vom vermeintlich uninteressanten Mittelständler aus dem schwäbischen Künzelsau zum Hype-Unternehmen entwickelt. „Früher hat uns auf Berufsmessen niemand beachtet. Als wir dann unseren TikTok-Kanal starteten, wollten alle Fotos mit unserem TikTok-Rainer machen. Plötzlich waren wir hip und angesagt“, sagt Rebecca Amlung.

Die Videos für ihren Kanal würden sie nach Dienstende drehen. Warum? Weil ihnen keiner reinreden könne, wenn sie dies in ihrer Freizeit machen würden, erklärt Rainer Grill. Weiter sagt er: „Wir wollen die Plattform so bespielen, dass es zur Plattform passt, nicht unbedingt zum Unternehmen.“

Gerade am Anfang war die Kommunikation mit dem Vorstand sehr wichtig. Es habe eine gewisse Grundskepsis gegeben, warum eine Plattform, auf der nach Vorstellung der Chefs nur 15-jährige Teenager tanzen, so wichtig sei, sagt Grill. Deshalb habe man den Vorstand auch nicht mit KPIs überzeugen können. Das gehe nur mit Relevanz. Das TikTok-Team von Ziehl-Abegg zeigte deshalb, welchen Erfolg die Kurzvideos hatten. Dazu analysierten sie unter anderem die Kommentare und befragten neue Kolleginnen und Kollegen, ob sie wegen des Kanals zum Unternehmen gekommen sind.

Tipp: Mehr über den TikTok-Kanal verrät Rainer Grill übrigens im B2B Hero Podcast. Hören Sie rein, wenn Sie mehr erfahren möchten:

Weitere B2B Programm-Highlights

Spannend waren auch die Vorträge rund um den B2B E Commerce. So zeigte Florian Wassel, CEO von TOWA Digital, in seiner Masterclass auf, wie B2B Unternehmen in digitale und agile E Commerce Geschäftsmodelle einsteigen können. Anhand von B2B Commerce Fallstudien präsentierte er verschiedene Ansätze zur Bewältigung dieser Herausforderungen – von Service Design und Operating Model über Technologie bis hin zu Change. In einer weiteren Session zeigten Patrick Bartl, Head of Data and Platform Management und Maximilian Maucher, Product Owner Platforms, beide Ravensburger AG gemeinsam mit Melanie Volkman, Geschäftsführerin DACH bei Sana Commerce, wie der Puzzlehersteller seinen Online Shop und die damit verbundenen Akzeptanzraten verbessern konnte.

Ansonsten stand die OMR ganz im Zeichen von Social Media, Social Media Advertising und Social Selling. Gerade durch die Pandemie hat dies einen regelrechten Hype bekommen. Genau aus diesem Grund teilten viele Referenten ihr Wissen und gaben Workshops, wie gute Social Media Posts und Profile aussehen und wie Social Selling auf Social Media gelingt. So zeigte Britta Behrens, LinkedIn Certified Expert bei Nerds, in ihrer Keynote, wie Marketer LinkedIn nutzen sollten und wie beispielsweise die eigene Company Page davon profitieren kann.

Unser Fazit zum OMR 2023

Viele Teilnehmer beschreiben das OMR23 als schrill, bunt und laut, aber mit einer fantastischen Atmosphäre. So wie ein Festival sein sollte. Wir von marconomy können diese Eindrücke bestätigen. Wenn OMR eines kann, dann ein Festival auf die Beine zu stellen. 330 Meter Barfläche und der Einsatz von sechs Tonnen Eiswürfeln pro Tag sprechen für sich und den Durst der Festivalbesucher. Knapp 13.000 Mitarbeiter sorgten für ausgelassene Stimmung und eine super Organisation.

Fest steht auch: Die Marketingwelt konnte sich an den beiden Veranstaltungstagen auf jeden Fall selbst feiern. Ob der eine oder andere Content Creator und Promi wirklich passend war, darüber lässt sich sicherlich streiten.

Für Furore sorgte beispielsweise der Auftritt des Influencers Jeremy Fragrance, wie dieser LinkedIn-Post beschreibt:

Auch die saftigen Getränke- und Essenspreise sorgten nicht unbedingt für gute Stimmung:

Inhaltlich war die OMR23 auf jeden Fall solide. Allerdings ist B2B auf dem Festival nach wie vor unterrepräsentiert. In den Genuss von Deep Dive Content kam oft nur, wer bei der Bewerbung für die Masterclasses Glück hatte. Hier konnten sich Marketer im Vorfeld für maximal sechs Masterclasses bewerben. Jedem Teilnehmer war zumindest eine Masterclass garantiert. Doch wie so oft im Leben liegt die Inspiration oft außerhalb der eigenen Komfortzone. Vielleicht konnte ja auch der ein oder andere B2B Marketer von den Impulsen der großen B2C Marken profitieren.

Wir freuen uns jedenfalls schon auf die OMR im nächsten Jahr am 7. und 8. Mai 2024, wenn Hamburg wieder zum Eldorado der weißen Sneaker-Community wird.

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