Chatbots Champions Wenn Chatbots menschliche Sinne nutzen

Autor / Redakteur: PV Kannan * / Muteber Karacan

Sehen, Hören, Schmecken, Riechen und Tasten – die fünf Sinne des Menschen können mittlerweile auch schon von Chatbots und Künstlichen Intelligenzen genutzt werden. Wie das aussehen kann und was es mit dem sechsten Sinn der Chatbots auf sich hat.

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Die Fortschritte der Chatbots: So nutzen Bots die menschlichen Sinne und erleichtern das Leben in der Zukunft.
Die Fortschritte der Chatbots: So nutzen Bots die menschlichen Sinne und erleichtern das Leben in der Zukunft.
(Bild: gemeinfrei / CC0 )

Bei Olympischen Spielen oder Weltmeisterschaften erbringen Menschen häufig fast übermenschlich erscheinende Leistungen. Dies geschieht natürlich nicht einfach so, sondern ist das Ergebnis jahrelangen harten Trainings. Oftmals wurden diese Leistungen noch einige Jahre vorher als unmöglich eingestuft – trotzdem fallen bei jeder Olympiade die Rekorde. Ähnlich verläuft die Entwicklung bei Systemen mit künstlicher Intelligenz: Was vor einiger Zeit noch unmöglich erschien, wird immer schneller Wirklichkeit. Auch hier sind übermenschlich scheinende Leistungen möglich, indem KI menschliche Sinne antrainiert werden.

Unternehmen wie Google, IBM und Microsoft entwickeln daher nicht nur KI-Systeme, sondern suchen auch nach Möglichkeiten, diese in das alltägliche Leben zu integrieren. Dabei wollen sie die Art und Weise nachbilden, wie Menschen miteinander umgehen, und so bessere Erfahrungen für Konsumenten ermöglichen. Da Sensoren bald allgegenwärtig sind, gibt es für Bots mehr Möglichkeiten als jemals zuvor mit der Welt zu interagieren – und Sinne wie Sehen, Hören, Geschmack, Geruch und Tasten zu verwenden. Das Internet der Dinge verspricht Unternehmen eine Vielzahl neuer Möglichkeiten, die fünf Sinne zu nutzen, um das Leben der Menschen komfortabler zu gestalten und gleichzeitig den eigenen Umsatz zu steigern.

Sehen: Bilderkennung verknüpft mit einem KI-basierten Bot

Google ist momentan dabei, seine Google Glass Technologie zu optimieren und als Google Lens auf den Markt zu bringen, dann integriert mit dem Google Assistant. Er vergleicht dann Fotos, die mit dem Smartphone aufgenommen wurden mit denen in einer riesigen Datenbank. Es gibt zahlreiche Szenarien, bei denen eine Bilderkennung verknüpft mit einem KI-basierten Bot von Vorteil wäre. Nimmt ein Verbraucher beispielsweise ein Foto einer Jacke auf, kann er den Bot fragen, wo sie verfügbar ist. Dieser recherchiert im Hintergrund in einer entsprechenden Datenbank, das Ergebnis ist „Die Jacke ist bei Karstadt für 300 Euro erhältlich“ oder „ich konnte die gleiche Jacke nicht finden, aber ähnliche Modelle. Hier ist eine Auswahl.“

Auch bei technischen Problemen können Bots helfen, zum Beispiel wenn ein Gerät nicht richtig angeschlossen ist. Über ein Foto kann er sehen, dass beispielsweise der Thermomix falsch angeschlossen ist und leitet durch die richtig Verbindungsweise. Die gleiche Technologie kann auch bei Unfällen zum Einsatz kommen. Versicherungsunternehmen müssten dann nicht bei jedem Bagatellschaden jemandem zum Unfallort schicken. Ein Bot könnte die Fotos der beteiligten Parteien vergleichen, analysieren und mit dem Polizeibericht abgleichen. Auf dieser Basis klärt er die Schuldfrage und legt die Schadenssumme fest.

Hören: Verarbeitung natürlicher Sprache

Bereits heute gibt es Fortschritte bei der Verarbeitung natürlicher Sprache. Manche Bots verfügen bereits über diesen Sinn. Neue Technologien ersetzen beispielsweise IVC-Systeme (Interactive Voice Response) durch KI-basierte Sprachanwendungen. So lässt sich einem Bot sagen, dass Flug, Mietwagen und ein bestimmtes Hotel gebucht werden sollen. Der Bot reserviert dann die komplette Reise.

Künftig werden Bots auch in der Lage sein, die Tonlage und Inflektion einer Stimme zu verstehen und zu „wissen“, ob jemand gut oder schlecht gelaunt, traurig, glücklich oder erkältet ist. Das mit der entsprechenden Technologie verknüpfte KI-Gehirn erkennt dann Veränderungen im Ton, biometrische Sprachmuster, ect. In diesem Stadium lassen sich dann mit dem Bot Gespräche wie mit einem guten Freund führen. Der Bot ist dann keine Maschine mehr, der einen Menschen rein auf Basis von Tonalität oder Formulierungen erkennt, sondern er lernt ihn kennen. Bots lernen dann, Gefühlslagen zu erkennen und entsprechend zu reagieren.

Schmecken: Technologien, die beurteilen, wie Dinge schmecken

Spielehersteller bauen bereits Geschmacks- und Geruchssinn ihn Spiel ein, um eine immersivere Erfahrung zu bieten. Es gibt außerdem Technologien, die beurteilen, wie Dinge schmecken und analysieren sie. Ein Anwendungsszenario: Liegt ein Pizzastück auf dem Teller, wird dies analysiert und der Restaurantbesucher weiß direkt, wie es schmeckt. Der integrierte Sensor gibt an, welche Zutaten verwendet wurden und kann ein sehr ähnliches Rezept recherchieren. Der Bot kennt mit ausreichendem Training bevorzugte Speisen und bietet aktiv Rezepte oder passende Restaurants an. Damit lässt sich Restaurant-Werbung ebenso nachhaltig verändern wie Kritiken.

Riechen: Bots analysieren den Geruch eines Menschen

Hunde haben einen Geruchssinn, der den des Menschen um den Faktor 10.000 übertrifft. Mittlerweile gibt es Technologien, die dies replizieren können. Ein Bot könnte riechen, ob der Herd versehentlich eingeschaltet ist und Menschen entsprechend vor Gasaustritt oder einem möglichen Brand warnen. Er könnte auch über alltägliche Dinge informieren, zum Beispiel, ob die Katzenstreu gewechselt oder die überreife Banane entsorgt werden sollte.

Eine der spannendsten Anwendungen dürfte aber der Pharmabereich sein: Bots analysieren den Geruch eines Menschen und gleichen ihn mit dem normalen Muster ab, um Anzeichen eine Krankheit zu erkennen. Die KI-Technologie wäre in der Lage, den neuen Geruch gegen die in einer Datenbank mit bekannten Krankheiten hinterlegten Muster zu identifizieren – und empfiehlt auf dieser Basis nicht nur einen Arzt aufzusuchen, sondern auch, welcher Spezialist konsultiert werden sollte.

Tasten: Virtuell in ein Geschäft gehen und Produkte „anfassen“

Touch-Technologie ist bereits in eine Reihe von Applikationen integriert – dazu gehören Entertainment Anwendungen ebenso wie Militär-Trainings. Manche Verbraucher möchten beispielsweise keine Produkte online bestellen. Der Grund dafür: Sie wollen die Produkte anfassen, bevor sie sie kaufen. Ist ein Bot mit den Vorlieben des Konsumenten vertraut, kann er diese antizipieren. Eine Datenbank mit gespeicherten taktilen Empfindungen, verknüpft mit einer entsprechenden Anwenderschnittstelle, ermöglicht, das Produkt virtuell zu fühlen (vielleicht über Virtual Reality Handschuhe). Der Verbraucher programmiert den Bot mit seinen Vorlieben, der entsprechende Empfehlungen gibt – zum Beispiel, dass eine Decke zum Sonderpreis verfügbar ist. Technologie, die Gestik erkennt und kategorisiert, lässt sich ebenfalls integrieren. Virtuell in ein Geschäft zu gehen und die Produkte „anzufassen“ ermöglicht eine ganz neue Erfahrung.

Bislang gibt es nur einzelne Elemente dieser Technologien, sie lassen sich jedoch alle kombinieren. Wenn diese Sinne miteinander verknüpft werden, bieten sie leistungsstarke Bots, deren Fähigkeiten wir heute noch nicht abschätzen können.

Der sechste Sinn

KI-basierte Chatbots sind wie Kinder und eine Reihe von ihnen verfügen über außergewöhnliche Fähigkeiten. Die besten Vordenker im Business wie in der Technologiebranche beschäftigen sich mit diesen Fähigkeiten und lenken diese „Kinder“ in die richtige Richtung.

Die Zukunft entwickelt sich rasant in eine Richtung, in der Chatbots nicht nur in der Lage sein werden, diese oben beschriebenen fünf Sinne zu integrieren, sondern diese auch auf neue – und oftmals unerwartete – Art und Weise zu integrieren. Sie erkennen Muster, die Menschen nicht sehen und ermöglichen neue und besserer Erfahrungen. Bots sind mit genügend Training in der Lage, zu wissen, wann und wie Konsumenten etwas möchten. Diese Fähigkeit mag fast vorhersehend erscheinen und macht das Leben in Zukunft komfortabler, sicherer und angenehmer.

* PV Kannan ist CEO und hat [24]7.ai im Jahr 2000 mitgegründet.

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