Führungskräfte in der Isolation Wenn die Kommunikation ins Stocken gerät

Von Christian Kinnear

Wenn der Unternehmensleitung wichtige Einsichten fehlen, können die Folgen verheerend sein: Fehleinschätzungen, Mitarbeiterunzufriedenheit und Kundendistanz drohen.

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Führungskräfte werden bei unwichtigen Entscheidungen oft außen vor gelassen. Dies führt sie unfreiwillig in die Isolation. Durch Transparenz und Kommunikation kann man dieser entgegenwirken.
Führungskräfte werden bei unwichtigen Entscheidungen oft außen vor gelassen. Dies führt sie unfreiwillig in die Isolation. Durch Transparenz und Kommunikation kann man dieser entgegenwirken.
(Bild: gemeinfrei / CC0 )

Führungskräfte auf Vorstandsebene haben manchmal ihre ganz eigene Sicht auf das Unternehmen. Dabei wird die Wahrnehmung nicht unbedingt nur von Unternehmensstrategien und -visionen gefärbt, sondern leidet häufig unter massiven Kommunikationslücken. Im Klartext: Je weiter an der Unternehmensspitze, desto größer die informative und soziale Abgeschiedenheit vom Rest der Belegschaft und desto größer die Gefahr für einen Knick in der Optik. Mit zunehmender Größe des Unternehmens wird dies umso ausgeprägter.

Executive Isolation beeinflusst Unternehmensentscheidungen

„Executive Isolation“ nennt sich dieses Phänomen, das letztlich Auswirkungen auf alle Geschäftsbereiche haben kann. Die Studie State of Inbound offenbart die Kommunikationsbrüche exemplarisch in den Bereichen Marketing und Vertrieb. Dafür hat HubSpot, Anbieter einer Software-Plattform für Marketing und Vertrieb, weltweit rund 6.400 Marketing- und Sales-Professionals befragt.

Bei der Einschätzung, wie viel Zeit das eigene Vertriebsteam im Schnitt auf die manuelle Eingabe von Daten verwendet, bezifferten nur 21 Prozent der Vorstände dies auf über eine Stunde pro Tag, während mehr als doppelt so viele Mitarbeiter (45 Prozent) dies selbst so taxierten. Diese Diskrepanz zeigt, dass das Top-Management unter Umständen nicht richtig absehen kann, wie groß das Potenzial von Vertriebslösungen, die manuelle Aufgaben reduzieren, ist. Nur wenn sie einen Einblick haben, welche Aufgaben Mitarbeiter im Alltag bewältigen, können sie auch an den richtigen Stellschrauben drehen.

Wie entsteht „Executive Isolation“?

Die Isolation der Geschäftsführung kann verschiedene Ursachen haben. Zum einen fallen mit dem Aufstieg in einem hierarchisch organisierten Unternehmen immer mehr Teilgebiete in den Aufgabenbereich – bei mehr oder weniger gleichbleibenden Arbeitsstunden. Deswegen müssen Informationen stärker selektiert und zusammengefasst werden, um sich nicht mit Kleinigkeiten aufzuhalten und das Hauptaugenmerk auf die entscheidenden Themen zu lenken.

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In größeren Unternehmen filtern persönliche Assistenten und das Second-Level-Management die wichtigsten Inhalte heraus, um die Geschäftsführung zu entlasten und die Kräfte für das Essenzielle zu bündeln. Während dies hilft, die Zeit des Top-Managements bestmöglich zu strukturieren und zu nutzen, hat es auch eine Schattenseite: Scheinbar „unwichtige“ Informationen dringen nicht bis zur Unternehmensleitung vor. Details werden dem „großen Ganzen“ geopfert.

Zum anderen zeigt eine Studie, dass Personen in Machtpositionen häufig aufgrund von großem Selbstvertrauen und Konkurrenzdenken dazu neigen, Ratschläge von anderen nicht anzunehmen. Meist führt dies dazu, dass Einwände und gegenteilige Meinungen gar nicht erst vorgebracht werden und die Geschäftsführung von einem Team von Ja-Sagern umringt wird. Das kann zu einer ernsten Bedrohung für das Unternehmen werden. Wie sollen fundierte Entscheidungen gefällt werden, wenn nicht alle wichtigen Fakten vorliegen? Wie sollen neue Entwicklungen angestoßen werden, die nicht im Radar des CEO liegen?

Wege aus dem Kokon: Transparenz und Kommunikation

Um der eigenen Isolation entgegenzuwirken, sollten Geschäftsführer auf eine transparentere Unternehmenskultur achten und Maßnahmen zum Aufbrechen von starren Hierarchien und Strukturen initiieren: Offene Ideeneinreichungen und „Kummerkästen“ verschaffen Mitarbeitern Gehör und können wertvolle Impulse liefern oder Perspektiven erweitern. Meetings mit Teilnehmern aus verschiedenen Hierarchieebenen können Umschwünge in Gang bringen. Gleichzeitig können auch abteilungsübergreifende Technologien neutrale Informationen und Erkenntnisse liefern, die Mitarbeiter und Top-Management nach eigenen Kriterien selektieren können.

Außerdem ist es für Führungspersonen sehr wichtig, die eigenen Ansichten regelmäßig zu hinterfragen, um sich nicht festzufahren und schlimmstenfalls gegen eine Wand zu laufen. Eine gute Maßnahme ist es, bewusst darauf zu achten, im direkten Beraterstab auch Personen zu versammeln, die Kontra geben und Meinungen auf den Prüfstand stellen. Das kann zwar unbequem sein, aber im Endeffekt sicherstellen, dass die richtigen Entscheidungen für das Unternehmen getroffen werden.

Christian Kinnear verantwortet als Managing Director die Unternehmensstrategie und die wachsenden Geschäftstätigkeiten von HubSpot in EMEA.
Christian Kinnear verantwortet als Managing Director die Unternehmensstrategie und die wachsenden Geschäftstätigkeiten von HubSpot in EMEA.
(Bild: HubSpot)

Über den Autor

Christian Kinnear hat seine Karriere bei HubSpot im September 2015 als Director of Sales EMEA gestartet und verantwortet inzwischen als Managing Director EMEA die Unternehmensstrategie und die wachsenden Geschäftstätigkeiten von HubSpot in EMEA. Mit dieser Funktion knüpft Christian Kinnear an erfolgreiche Stationen bei Google und Oracle an, bei denen er bereits den Fokus auf EMEA gerichtet hatte.

Über das Unternehmen
HubSpot ist eine führende All-in-one-Software für Marketing und Vertrieb. Die kundenorientierte Inbound-Lösung vereint unter anderem Social-Media-Publishing und -Monitoring, Blogging, SEO, E-Mail-Marketing, Marketing Automation, Reporting und Analytics sowie ein kostenloses CRM und Vertriebssoftware. HubSpot wird in 2017 mit einem ersten deutschen Büro in Berlin das Engagement im DACH-Markt verstärken.

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