Zukunft des Marketings B2B im Metaversum – nützlich oder Zeitverschwendung?

Von Amelie Thoma Lesedauer: 10 min |

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Ein jeder müsste mittlerweile schon einmal über den Begriff Metaversum gestolpert sein. Was lange nur ein Gedankenspiel war, ist heute teilweise schon Realität! Doch was ist das Metaversum eigentlich und wie relevant ist es fürs B2B Marketing wirklich?

Ein B2B Metaverse – bald unser Alltag oder bloß ein kurzer Trend?
Ein B2B Metaverse – bald unser Alltag oder bloß ein kurzer Trend?
(Bild: frei lizenziert / Unsplash)

Eine virtuelle Welt, in der man in Form eines Avatars alle Tätigkeiten wie in der realen Welt erledigen kann? Eine alternative Welt, in der Verträge geschlossen und Produkte angeschaut und sogar gekauft werden?! Klingt utopisch und auch ein wenig furchteinflößend. Auch der Begriff Metaversum, englisch Metaverse, hört sich äußerst eindrucksvoll an. Doch was steckt eigentlich dahinter? Wir bringen Licht ins Dunkle und beschreiben wichtige Fakten und Informationen, die Marketer über das Metaversum unbedingt kennen sollten. Denn das Metaverse wird kommen (Spoiler: und ist auch schon da), ob wir es wollen oder nicht…

Die Metaversum Definition

Das Metaversum wird oft auch als virtueller Raum bezeichnet. Letztendlich ist es genau das: ein virtueller Raum, der sowohl das Privat- als auch das Berufsleben umfasst, in Echtzeit abläuft, und zwar ununterbrochen, und in dem es möglich ist mit Gegenständen und anderen Personen zu interagieren sowie Erlebnisse zu schaffen und Sachen zu konsumieren.

Kurz gesagt, eine virtuelle Welt, die beispielsweise für folgende Bereiche neue Lösungsmöglichkeiten und Veränderungen bietet:

  • E-Commerce
  • Produktherstellung
  • Lebenswissenschaften
  • Lifestyle
  • Technologie
  • Kunst und Kultur
  • (Fort-)Bildung
  • Marketing
  • Vertrieb

Und vieles mehr… Die Vielfältigkeit der Bereiche verdeutlicht den potenziellen allumfassenden Einfluss des Metaverse auf unser Leben.

Was sind Avatare?

Wer gerne mal Computerspiele spielt, für den sollten Avatare nichts Neues sein. Schließlich sind es dort grafische Darstellungen beziehungsweise Verkörperungen des Spielers im Spiel. Meist kann man diese individuell konfigurieren und anpassen. Genau solch eine Verkörperung soll im Metaverse genutzt werden. Die Avatare haben also unter anderem die Funktion der Repräsentation jeder Person und sollen das Eintauchen in die virtuelle Welt erleichtern.

Der Beginn des Metaversums

Unsere heutige Zeit ist schnelllebig, was die foranschreitende Entwicklung des Internets verdeutlicht. Dass seitdem permanent an neuen Lösungen getüftelt wird, um das Internet auf eine neue Dimension zu heben, scheint daher nur wenig überraschend. Und genau das soll in Form des Metaverse geschehen.

Eine erste Verwendung des Begriffs Metaverse fand beispielsweise im Jahr 1992 im Science-Fiction-Roman „Snow Crash“ von Neal Stephenson statt. In dem Roman wird eine virtuelle Welt als Nachfolger des Internets beschrieben, in welcher Menschen als Avatare miteinander interagieren.

Das beschreibt die Idee des heutigen Metaversums eigentlich schon ganz passend.

Wem Technologien wie beispielweise Augmented oder Virtual Reality (AR beziehungsweise VR), also erweiterte oder virtuelle Realität, etwas sagen, dem wird es nicht schwerfallen, sich etwas unter dem Metaverse vorzustellen.

Infokasten

Augmented und Virtual Reality

Beispiel einer Virtual Reality Anwendung.
(Bildquelle: unsplash)

Augmented Reality (AR) lautet übersetzt erweiterte Realität.
Durch AR-Technologien wird die reale Umwelt durch simulierte digitale Elemente erweitert. So lässt sich beispielsweise durch ein Tablet betrachten, wie ein Möbelstück in der vorhandenen Umgebung aussieht.

Bei Virtual Reality (VR) wird im Gegenzug zu AR die komplette Umgebung durch eine virtuelle Welt ersetzt. So kann man beispielsweise mit einer VR-Brille in eine virtuelle Welt eintauchen, ein Konzert anschauen oder eine Stadt erkunden und sich dabei bewegen und drehen, wie in Echt.

Neue virtuelle Welt durch das Facebook Metaverse?

Bekanntheit hat der Begriff Metaverse vor allem durch Facebook-Gründer Mark Zuckerberg erhalten. Zuckerberg selbst hat das Metaverse jedoch nicht erfunden. Schon vorher gab es andere „Metaverse-Unternehmen“, die zwar nicht diesen Begriff doch dieselbe Idee verwendeten. Wem sagt Second Life noch etwas? Denn Kritiker sind der Meinung, Zuckerbergs Vision vom Metaversum sei bloß ein Alternative Second Life.

Second Life war eine 2003 veröffentlichte virtuelle Welt, bei der Nutzer auch in Form von Avataren interagieren und diese „virtual world“ selbst beeinflussen konnten. Auch diese neue digitale Existenz hatte zum Ziel Privat- und Geschäftsleben zu revolutionieren und wurde sogar zunehmend erfolgreicher. Es gab eine eigene Währung, die sogenannten Linden Dollar, welche an der Börse in echtes Geld umgewandelt werden konnten. Doch der Hype nahm schnell wieder ein Ende, als vielerlei rechtliche Probleme auftauchten, beispielsweise in Bezug zu sexuellen Inhalten und Glücksspielen. Die fehlende Kontrolle und Sicherheit führten zu Verboten und dazu, dass der Begriff Second Life negativ konnotiert verbreitet wurde. Doch das Interesse vieler Menschen für diese alternative Welt, ist damit nicht verschwunden. Auch die Corona-Pandemie zeigt ihre Einflüsse, da es in diesen Jahren zu 30 bis 40 Prozent mehr Registrierungen bei Second Life gekommen ist, so Ebbe Altberg, CEO der Firma Linden Labs, welche hinter Second Life stehen.

Auch andere Tech-Unternehmen, Video-Spiel-Betreiber wie die Firma Epic Games (Fortnite) und Sänger wie beispielsweise Travis Scott haben schon das Metaverse für ihre Auftritte und Leistungen genutzt, völlig unabhängig von Facebook.

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Dennoch ist Facebook einer der Topbegriffe, der auftaucht, wenn man nach Metaverse News googelt. Und das nicht ohne Grund. Schließlich klingen Zuckerbergs Ankündigungen (, wie beispielsweise im folgenden Video) enthusiastisch und vielversprechend. Wie sehr sich Mark Zuckerberg dem Metaversum widmen möchte, machte er 2021 deutlich durch die Umbenennung von Facebook zu Meta. Um seine Visionen zu realisieren, hat er die letzten Jahre einen enormen Betrag an Geld in Hand genommen. Doch ob seine Visionen Zukunft haben oder es sich doch wieder nur um einen kurzen Hype wie bei Second Life handeln wird und rechtliche Probleme Zuckerbergs Vorstellungen einen Strich durch die Rechnung ziehen werden, bleibt noch ungewiss.

Wer einen tieferen Einblick in Zuckerbergs Kopf und seine Metaversums-Pläne erhalten möchte, kann in das von Meta veröffentlichte YouTube-Video hineinschauen:

Was bringt das Metaversum dem B2B?

Metaversum schön und gut, aber ist ein B2B Metaverse denn realistisch? Spannend ist am Metaverse, dass es Menschen digital miteinander verbindet. Und das so interaktiv wie nur geht, in 2D, 3D oder sogar 4D.

Warum man gerade im B2B Marketing das Metaversum nicht außer Acht lassen sollte, ist einleuchtend: Es wird nach und nach Teil des alltäglichen Lebens von Kunden und Zielgruppen.

Egal ob Smartphones, Laptops, Tablets, Wearables, Fernseher, Smart-Home-Geräte, … – die virtuelle Welt ist auf allen Geräten zugänglich und ermöglicht eine fließende Verbindung zwischen der virtuellen und der realen Welt. So passieren schon heute beispielsweise viele Transaktionen digital.

Neben Produktvorführungen auf Online-Marktplätzen können auch Messen, Kundengespräche und -services, sowie Werbung und Unternehmenskonferenzen durch einen virtuellen Raum neue Gestalten annehmen und Möglichkeiten erschaffen.

Metaverse Unternehmen: Decentraland und Sandbox Metaverse

Das Metaversum ist nicht bloß Teil eines einzigen Unternehmens, sondern entsteht durch die Summe aller Unternehmen, die sich dort ihr eigenes Space kreieren. Jeder kann also frei etwas erschaffen und für sein Marketing, angepasst an sein Unternehmen, nutzen. Und das nicht immer zwingend mit VR-Brille! Denn es gibt bereits viele Plattformen mit VR-Anwendungsmöglichkeiten, die beispielsweise virtuelle Treffen der Avatare auch ohne VR-Brille oder Ähnliches möglich machen. Decentraland und The Sandbox gehören zu bekannten Plattformen. Diese Anwendungen, wie beispielsweise Sandbox Metaverse, ermöglichen den Usern Eintritt in eine virtuelle Welt und bieten zusätzlich virtuelle Grundstücke als NFT (Non-Fungible Token) zum Kauf an .

Erstellung eigener Metaverse-Plattformen

Doch man kann das Metaversum nicht nur durch solche bereits bestehenden Plattformen betreten, sondern auch eigene Metaversen, quasi einen eigenen Markenraum, wie eine Art begehbare Webseite, bauen.

Wie das auch ohne Drittanbieter funktioniert und weshalb es seiner Meinung nach unbedingt notwendig ist, erklärt Dominic Multerer im B2B Hero Podcast:

B2B Metaversum – Was sagen die Nutzer?

Nun kennen wir die Meinung von Facebook, Tech-Unternehmen und Experten. Doch was sagen eigentlich die Nutzer? Laut Online-Befragung von Annalect und OMD Germany unter 3.000 Bundesbürgern im Alter zwischen 16 und 60 Jahren sind 61 Prozent der Befragten bereits Nutzer oder interessieren sich für das Metaversum.

Auch bei der neuen Studie des Capgemini Research Institute vom Juli und August 2022, „Total Immersion: How Immersive Experiences and the Metaverse Benefit Customer Experience and Operations“, bei der 8.000 Verbraucher und 1.000 Unternehmen in 12 Ländern dazu befragt wurden, welchen Nutzen sie in Immersive Experiences und dem Metaverse sehen, kam heraus, dass sieben von zehn Unternehmen glauben, dass diese künftig wichtige Anwendungen sein werden, um sich auf dem Markt abzusetzen, vor allem im Bezug zur Customer Journey.

Diese Unternehmen setzen schon auf das Metaversum

Wie bereits erwähnt kann das Metaversum in der Berufswelt auch im B2B vielfältig genutzt werden. Mitarbeiter des Vertriebs können beispielsweise mit Hilfe von neuen Technologien und Anwendungen im Metaverse Vertragsverhandlungen oder Produktpräsentationen durchführen. So könnten zum Beispiel Maschinenhersteller ihre Produkte als 3D Modelle auf digitalen Plattformen, vielleicht sogar direkt in Virtual Reality, darstellen. Durch die virtuelle Welt wird zusätzlich die Chance geboten, Produkttests und -simulationen zu vereinfachen und realistischer darzustellen.

Auch Marken können beispielsweise digitale Kaufhäuser nutzen, um Kunden zu beraten oder sich mit ihnen auszutauschen. Mit richtigen Content- und Kommunikationsstrategien, kann so das Interesse neuer Kunden geweckt werden.

Zwei große Vorteile des Metaversums, die daraus ersichtlich werden, sind zum einen, dass die Nutzung eines virtuellen Raumes sehr ressourcenschonend sein kann und es zum anderen theoretisch keine Kapazitätsgrenzen gibt (der Platz ist im Vergleich zur physischen Welt quasi unendlich).

Folgende Praxiscases verdeutlichen den Nutzen vom B2B Metaverse:

Igus punktet mit eigenem B2B Metaversum

Ein eigenes B2B Metaversum hat beispielsweise der Konzern igus geschaffen. Der Kunststoffhersteller verdeutlicht mit seinem iguversum wie Engineering und Vertrieb mittels virtual und augmented reality zeitsparend und effektiv in einer digitalen Parallelwelt ablaufen kann. Auf der Unternehmens-Plattform sollen Kunden, Ingenieure und Co. als Avatare zusammenkommen mit dem Ziel Engineering-Projekte durchzuführen sowie Maschinen und Anlagen virtuell zu präsentieren. AR bietet die Möglichkeit, wie mit einer Art Röntgenblick in die innere Mechanik von besonders erklärungsbedürftigen Produkten zu schauen und so den Verkauf zu erleichtern und anschaulicher darzustellen.

Das Versailles Schloss als VR-Darstellung

Das globale interaktive Produktionsstudio „makemepulse“ hat in Zusammenarbeit mit Google eine einzigartige VR-Darstellung des berühmten Schloss Versailles auf die Beine gestellt. Sowohl tagsüber als auch nachts ist es Besuchern dieses virtuellen Ortes möglich über 140 Kunstwerke und originalgetreue Räume des Schlosses zu betrachten und sich dabei von Audioguides mit den zugehörigen Informationen beliefern zu lassen. Dies verdeutlicht erneut, dass das Metaversum offen ist für jegliche Themenschwerpunkte. Wer sich für eine solche virtuelle Führung interessiert, kann gerne hier vorbeischauen.

Fränkische Rohrwerke setzt auf das Metaversum

Wer denkt ein B2B Metaverse ist nur eine Option für die „großen Player“, der liegt falsch! Das Familienunternehmen Fränkische Rohrwerke hat während der Pandemie eine neue innovative Art ihrer Produktpräsentation entwickelt. Die Herausforderung bestand darin, die Produkte nicht bloß als Foto oder Video darzustellen, um sich von bereits verbreiteten medialen Präsentationsformen, wie beispielsweise Videokonferenzen, abzugrenzen. Realitätsnahe, dreidimensionale Abbildungen in eigens kreierten 3D-Räumen ermöglichten es, dass Nutzer in Form von Avataren, die Produkte vollumfänglich anzuschauen und mit ihnen interagieren, sie beispielsweise in die Hand nehmen, sie drehen oder in sie hineinschauen, konnten. Und das auch, wenn die Produkte in der Realität noch gar nicht existierten oder an die Kunden verschickt werden konnten. Für das virtuelle Event wurde international beworben und war für die Fränkischen Rohrwerke ein voller Erfolg. Wie genau das Unternehmen bei der Planung des Events vorgegangen ist, erfahren Sie hier:

Einblicke von Metaverse Unternehmen auf der DMEXCO 2022

Die Relevanz des Metaversums wird auch auf bekannten MarketingEvents klar gemacht. Experten aus der ganzen Welt erklärten, wie das Metaverse effizient für Non-Fungible Tokens (NFT), Algorithmen und Werbeformen genutzt werden kann. Mehr dazu erfahren Sie in diesem Artikel vom letzten Jahr:

Fazit zum Metaversum fürs B2B

Auch wenn das Metaversum auf den ersten Blick vor allem etwas utopisch sowie einschüchternd wirken kann, wird nach genauerem Hinsehen schnell klar, dass viele ähnliche Anwendungen heutzutage schon gang und gäbe sind. Das verdeutlichen die oben erwähnten Best Practices von Igus oder der Fränkischen Rohrwerke.

Steht dem Ganzen also noch was im Wege?

Hier als Übersicht nochmal in kurz die Vor- und Nachteile des Metaversums fürs B2B:

Vorteile und Chancen Nachteile und Risiken
Das Interesse für eine virtuelle Welt ist auf Nutzer- sowie auf Hersteller-Seite vorhanden. Es ist unsicher, ob es sich beim Metaversum ähnlich wie bei Second Life nur um einen kurzfristigen Hype handelt.
Es gibt bereits einige Unternehmen mit Plänen und Zielen für zukünftige Anwendungen – bedeutet, wer mitspielen will, muss loslegen. Unternehmen müssen aufpassen, dass sie nichts voreilig überstürzen.
B2B Unternehmen können das Metaversum innovativ nutzen und dadurch Kunden ansprechen und sich von der Konkurrenz abgrenzen. Gegebenenfalls können Metaversum-Anwendungen Nutzer abschrecken und passen nicht zum Stil des Unternehmens.
Ein virtueller Raum bietet nachhaltige und kostenreduzierte Lösungen. Das Nutzen eines virtuellen Raumes beziehungsweise das Nutzen von Virtual oder Augmented Reality verursacht sowohl finanzielle wie auch zeitliche Kosten, die gedeckt werden müssen.

Noch nicht genug vom Thema Metaversum? Dann hören Sie doch gerne in unsere B2B Hero Podcast-Folge mit marconomy Experte Dominic Multerer.

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