Hackathon Das war der erste Hackathon auf der SPS IPC Drives
Der erste Hackathon auf der SPS IPC Drives fand großen Anklang – sieben Start-ups entwickelten in 48 Stunden zusammen mit großen Industriepartnern Lösungen für die Automatisierung von morgen. Wir stellen sie vor.
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Auf der diesjährigen Automatisierungsmesse SPS IPC Drives fand erstmals ein Hackathon statt, den die Mesago Messe Frankfurt GmbH in Kooperation mit der Vogel Communications Group veranstaltete. Dabei arbeiteten sieben Start-ups mit sieben renommierten Automatisierern zusammen, die den jungen Gründern ihre Aufgaben stellten und ihnen 48 Stunden lang zur Seite standen. Die teilnehmenden Industriepartner waren Balluff, Bosch Rexroth, Phoenix Contact, Sick, Siemens, Turck und Wago.
Obwohl 48 Stunden eine sehr begrenzte Zeit ist, war die Stimmung unter den Hackern entspannt. Nicht nur die Programmierer arbeiteten am Limit, auch die Kaffeemaschine, die für ein Projekt sogar eine entscheidende Rolle einnahm, lief auf Hochtouren. Die Jury, die sich aus Vertretern der jeweiligen Industriepartnern zusammensetzte, kürte am Dienstagnachmittag schließlich die Gewinner.
Platz 1: Heizzentralen intelligent machen
Das Start-up: Die Othermo GmbH aus Alzenau bei Frankfurt am Main.
Der Automatisierer: An der Seite von Othermo stand Wago.
Das Team: Drei Gründer stehen hinter dem Start-up: Dr. Dennis Metz, der mit seiner Doktorarbeit den Grundstein legte; Marius Schrenk, der sich um das Auslesen und Verarbeiten von Daten kümmert und Alexander Wellbrock, der sich um die Informationen und deren Verarbeitung kümmert.
Ihr Produkt: Die Othermo GmbH bietet eine intelligente Lösung für Heizzentralen, um einen Überblick zu erhalten, über Störfälle rechtzeitig benachrichtigt zu werden und um Optimierungspotential der Anlagen zu erkennen. Kernstück ist das Othermo-Gateway, das viele Bus- und Kommunikationsprotokolle verschiedener Hersteller integrieren kann, die anfallenden Daten sammelt und in einer Cloud monitort, analysiert und optimiert.
Die Aufgabe: Das Start-up sollte mithilfe ihres Gateways und der Wago PCF 200 eine Heizzentrale optimieren und in einem informativen User Interface darstellen. Die PCF 200 ist eine Steuerung mit durchgängigem Software-Engineering und Linux.
Die Umsetzung: Da auf dem Hackathon natürlich keine echte Heizzentrale verfügbar war, wurde sie mithilfe eines Digitalen Zwillings dargestellt. Die PFC 200 sammelt das Feedback des Digitalen Zwillings und steuert die virtuelle Anlage. Gleichzeitig gibt sie an den Anwender direktes Feedback in Form von Alexa, die über Sprachausgabe über den Zustand der Anlage informiert und auf Eingaben des Anwenders reagiert. In einem übersichtlichen User Interface wurden zudem die gesammelten Daten dargestellt und in Echtzeit Probleme an der Anlage aufgezeigt. Als Beispiel demonstrierte das Team eine Sabotage an den Kabeln, die im Dashboard sofort aufleuchtete – zudem warnte Alexa den Anwender via Sprachausgabe.
Für diese gelungene Umsetzung erhielt das Start-up Othermo den ersten Preis des Hackathons, der mit 8.000 Euro dotiert war.
Platz 2: Künstliche Intelligenz für die Automation
Das Start-up: Die Moonvision GmbH aus Wien, gegründet 2017.
Der Automatisierer: Moonvision wurde von Phoenix Contact unterstützt.
Das Team: Die zwei Gründer Alexander Hirner und Florian Bauer haben Moonvision gegründet, nachdem sie erfolgreich einen Hackathon von Audi mit ihrer Idee einer Echtzeit-Oberfächenanalyse, die überall anwendbar sein soll, gewannen. Ihr Start-up gründeten sie daraufhin mit dem Ziel, ihre Idee auf dem Oktoberfest zu implementieren – und zwar, um Essen zu identifizieren, das die Küche verließ – zur Qualitätskontrolle.
Ihr Produkt: Mit Deeplearning und künstlicher Intelligenz setzt das Team von Moonvision auf die intelligente Qualitätskontrolle. Neben dem Gastrobereich – wie dem Oktoberfest oder in Kantinen zur einfacheren Abrechnung – ist das Start-up auch in der Industrie vertreten, vor allem in der Oberflächeninspektion.
Die Aufgabe: Das Start-up sollte die künstliche Intelligenz in die Automation bringen, so lautete die Aufgabenstellung von Phoenix Contact. Dazu verwendeten sie den PLC Next Controller.
Die Umsetzung: Ihr Ziel war es, eine Bildanalyse per Smartphone an die PLC Next zu senden und dort mithilfe der künstlichen Intelligenz auszuwerten. Als beispielhafte Anwendung bediente sich das Team dem selbsterfundenen „Kaffeesatzlesemodell“: Da die Kaffeemaschine auf dem Hackathon nicht richtig eingestellt war, lief der Kaffee fast immer über und hinterließ auf zahlreichen Untertassen Kaffeeflecken. Das Team programmierte ihre Software, diese Flecken zuverlässig zu erkennen und darzustellen. Die so programmierte visuelle Qualitätssicherung basiert auf künstlicher Intelligenz, die mithilfe einiger Testbilder angelernt wurde. Moonvision zeigte in einer Live-Demo, wie das Programm die Untertasse analysierte und in einem Dashboard die ausgewerteten Daten darstellte. Der Code ist open source und auf Github und im PLC Next Store zu finden.
Moonvision wurde mit dem zweiten Preis ausgezeichnet, der mit 5.000 Euro dotiert war.
Platz 3: Daten in der Cloud auswerten
Das Start-up: Die EKS Engel Customized Solutions GmbH & Co. KG aus Nordrhein-Westfalen und gehört zu EKS Engel.
Der Automatisierer: EKS arbeitete mit Bosch Rexroth zusammen.
Ihr Produkt: EKS bietet intelligente Produkte und Software im Bereich der Netzwerktechnik, vor allem der Lichtwellenleitertechnik, und Ethernet- und Feldbusanwendungen, um die Time-to-Market zu reduzieren.
Die Aufgabe: Gemeinsam mit Bosch Rexroth, Sick und dem Start-up Cofaso sollte EKS eine Klebanwendung analysieren und überwachen, die Daten in eine Cloud übertragen und dort in einem User Interface darstellen und auswerten
Die Umsetzung: Der Aufbau der Anlage war zweigeteilt und setzte sich aus Sensoren – gestellt von Sick – und Aktoren – gestellt von Bosch – zusammen. Die Anwendung war eine einfache Klebeanwendung, bei der zwei Teile übereinander geklebt wurden und die Verbindung kontrolliert werden sollte. Die visuelle Überwachung erfolgte mithilfe von hochauflösenden Sick-Kameras, die Daten stammten von dem Hacker-Team von Cofaso. EKS übertrug dann die Daten in die Bosch-Cloud zur Datenauswertung. Die schon ausgewerteten Daten stellte das Start-up schließlich in einem Dashboard dar. Damit könnte beispielsweise Predictive Maintenance oder Optimierungsmaßnahmen besser geplant werden.
EKS Customized Solutions landete damit auf Platz 3 und gewann 2.000 Euro.
Die anderen Start-ups: Lokalisierungslösungen, Predictive Maintenance und Data Science
Das Start-up: Die Endiio GmbH aus Wien.
Der Automatisierer: Zusammenarbeit mit Turck.
Ihr Produkt: Endiio bietet Module, mithilfe derer man schnell IoT-Lösungen umsetzen kann. Das Endiio-Gateway dient als Verbindung zwischen Sensoren und der Cloud. Und die Endiio-Cloud bietet zu allen Daten des Netzwerks Echtzeit-Zugang.
Die Aufgabe: Gemeinsam mit Turck sollte Endiio Predictive Maintenance in die Automation bringen.
Die Umsetzung: Turck stellte einen Demonstrator zur Verfügung, der sich zweigeteilt einmal mit und einmal ohne Cloudanbindung aufbaut. Außerdem simuliert er Fehler und Manipulationen. Ohne die Umgebung zu verändern, schaffte es Endiio mithilfe der drahtlosen Endiio-Retrofit-Box und dem Gateway, eine Cloudanbindung zu schaffen. In der Cloud erfolgte eine Echtzeit-Auswertung der Daten.
Das Start-up: Die Naise GmbH aus Darmstadt besteht aus gerade einmal drei Köpfen: Kai Przybysz-Herz, Jens Heinrich und Robert Libert.
Der Automatisierer: Zusammenarbeit mit Balluff.
Ihr Produkt: Naise bietet hochpräzise Lokalisierungslösungen für die Intralogistik an, mit denen man Gegenstände auf unter 10 cm genau tracken kann.
Die Aufgabe: Gemeinsam mit Balluff und dem IO-Link Master sollte das Start-up eine Lokalisierungslösung sowie ein Interface programmieren.
Die Umsetzung: Das Team konnte mithilfe ihrer Lokalisierungslösung eine veränderte Reichweite live mithilfe von Lichtsignalen sowie auf dem Interface darstellen. Anwendbar wäre diese Lösung zum Beispiel im Bereich Safety.
Das Start-up: Cofaso gehört zu Mert Bilgi Islem ltd. aus Istanbul.
Der Automatisierer: Zusammenarbeit mit Sick.
Ihr Produkt: Cofaso hat eine CAD/CAE-Software entwickelt, um Anlagen zu planen und zu entwerfen, die vor allem für die elektrische Automation geeignet ist.
Die Aufgabe: Der Anlagenaufbau war der gleiche wie bei EKS – nur dass Cofaso dafür zuständig war, die Daten zu sammeln.
Die Umsetzung: Cofaso hat ein Pattern erzeugt, um zu überwachen, ob die Klebverbindung stimmt. Die gesammelten Daten wanderten dann weiter an das Team von EKS.
Das Start-up: Record Evolution GmbH aus Frankfurt am Main.
Der Automatisierer: Zusammenarbeit mit Siemens.
Ihr Produkt: Das Start-up bietet zwei Produkte an: Reswarm – eine Software als Einheit aus IoT und Data Science, die verwendet wird, um Code auf Edge Devices zu übertragen. Sowie Repods – ein sicheres Data Warehouse, das Daten verwalten und teilen kann.
Die Aufgabe: Siemens stellte die Simatic Nanobox zur Verfügung, mit denen das Team Data Packages sammeln und live abbilden soll.
Die Umsetzung: Die Nanoboxen ohne Programmierung. Record Evolution hat ihre Software in die Boxen implementiert und eine App und Spracherkennung dazu entwickelt, um präzise die Daten zu sammeln. Die Spracherkennung kann z.B. dafür verwendet werden, um ungewöhnliche Geräusche an den Maschinen zu erkennen und zu interpretieren.
* Dieser Beitrag erschien zuerst auf unserem Schwesterportal elektrotechnik.
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