Führen in permanenten Change-Prozessen – Teil 2 Die Königsdisziplin: Mitarbeiter ins Boot holen
In den Unternehmen reiht sich längst ein Change-Prozess an den anderen. Die Mitarbeiter sind „nur“ Ausführende, dabei müssten sie vielmehr – und das möglichst schnell – zu Beteiligten werden.
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„Wandel ist stetig“ – das ist weit mehr als nur eine Phrase. Das war schon immer so und wird wohl auch immer so sein. Bereits um 300 v. Ch. formulierte der taoistische Philosoph Dschuang Dsi „Auf der Welt gibt es nichts, was sich nicht verändert, nichts bleibt ewig so wie es einst war.“ Lange danach sagte der 1952 geborene deutsche Zeithistoriker Michael Richter „Was bleibt, ist die Veränderung; was sich verändert, bleibt“.
Sich selbst verwirklichen (dürfen)
Das Top-Management findet Change cool, sieht die Chancen darin und freut sich auf das Neue. Ist auch logisch, sie haben diese Entwicklung ja initiiert und sich lange davor gründlich damit beschäftigt, sich mit Beratern ausgetauscht und intensiv darüber diskutiert. Die Königsdisziplin ist jedoch, alle Mitarbeiter ins Boot zu holen. Aber auch das gelingt nicht – wie erhofft und in Unternehmen vielfach praktiziert – mit Phrasen à la „Sie müssen Veränderungen als Chance sehen!“
Inspiration bietet Maslow: Seine Pyramide zeigt, dass es das Erstrebenswerteste ist sich selbst zu verwirklichen. Das kommt noch vor dem übergeordneten Ich. Hier können Führungskräfte ansetzen. Indem sie gut überlegen, was sie im Rahmen des Change-Prozesses von den Mitarbeitern gestalten lassen können. Es ist ja nicht so, dass restlos alles vorgegeben ist.
Ein Beispiel dazu: Ein großes Unternehmen im Einzelhandel reorganisierte, straffte – das übliche. Viele im Unternehmen waren eingebunden. Allerdings dachte niemand daran, die „Chauffeure“ daran zu beteiligen. Wie auch? Und vor allem WARUM? Die Geschäftsleitung hatte entschieden, dass im Rahmen des neuen Erscheinungsbildes sämtliche Lastwagen weiß lackiert und mit überdimensioniertem Gemüse beklebt werden sollen. So weit so gut. Das wurde „von oben“ entschieden. Die Chauffeure fanden es lächerlich! Bis zu dem Zeitpunkt als sie erfuhren, dass jeder „seinen Lastwagen“ mit der Gemüsesorte bekleben lassen durfte, die er besonders mochte. Plötzlich waren alle mit Feuereifer dabei, es wurde diskutiert, wer denn wohl welches „Früchtchen“ wäre und viel dabei gelacht.
Die positive Dynamik wurde von der Geschäftsleitung enorm unterschätzt. Denn wenn ein Fahrer SEINEN Lastwagen mitgestalten darf, ist das fast soviel wert, als wenn er seine Wohnung neu einrichten kann. Die Mitarbeiter haben freiwillig sogar viel private Zeit investiert, um das Richtige zu wählen und die Gestaltung mitzubestimmen. Die Chauffeure waren an Bord – komme was wolle. Mehr als vermutet, haben sie den gesamten Change-Prozess nicht nur mitgetragen, sondern zum Erfolg gefahren. Und was will man als Führungskraft eigentlich mehr, als dass im Grunde alle Hierarchiestufen das „cool“ finden, was man in Phasen – pardon im Prozess – des Wandels initiiert.
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