Hybride Arbeitswelten Die neue, hybride Welt der B2B-Kommunikation –

Von Alfons Loos*

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Die Grenzen zwischen Beruf und Privat. Zwischen Real und Virtuell. Sie scheinen zu verschwinden, diese klaren Abgrenzungen zwischen unseren Lebens- und Arbeitsbereichen. Was bedeutet das für uns und wohin wird die Reise noch gehen? Gedanken über die hybride Welt des New Work in der Industriekommunikation.

Was wir alle tun sollten, egal ob Arbeitnehmer oder -geber? Eintauchen! Eintauchen in die wunderbaren Möglichkeiten, die uns die New-Work-Welt bietet.
Was wir alle tun sollten, egal ob Arbeitnehmer oder -geber? Eintauchen! Eintauchen in die wunderbaren Möglichkeiten, die uns die New-Work-Welt bietet.
(Bild: gemeinfrei / Unsplash)

Aus vielen kleinen Teilwelten scheint plötzlich etwas Neues zu wachsen. Eine Welt, in der wir anders kommunizieren, neue Techniken nutzen und auf veränderte Art und Weise arbeiten. Privates und Berufliches liegen für viele Menschen plötzlich viel enger zusammen als im „Old Normal“. Der Pandemiezustand hat auch die Industrie in eine neue Arbeitswelt katapultiert. Notgedrungen mussten Methoden und Prozesse geändert werden. Aber auch Denkweisen.

Corona als „Hybrid-Booster“

Natürlich ist Corona nicht der Auslöser für diesen Wandel. Gerade die von der Digitalisierung geprägte Industrie unterliegt einem permanenten Veränderungsprozess, in dem sich Produkte, Prozesse oder Unternehmensstrukturen weiterentwickeln. Die Pandemie hat Entwicklungen verstärkt, die ohnehin schon im Gange waren, und die Durchmischung verschiedener Lebens- und Arbeitsbereiche beschleunigt. Klare Strukturen und Abgrenzungen gibt es immer weniger. Unsere Arbeitswelt wird hybrid und der Mensch zum Grenzgänger zwischen verschiedenen Teilwelten.

Das Hybrid-Phänomen

Bezeichnete „hybrid“ vor ein, zwei Jahren noch vorrangig Antriebstechnologien oder Fahrzeuge, hat sich der Begriff mittlerweile auch im Eventbereich fest etabliert. Reale und virtuelle Events verschmelzen zu Mischformen – zurzeit relevanter denn je. Aber Hybrid ist mehr als eine neue Eventform. Betrachtet man die Entwicklungen näher, scheint vieles in der B2B-Arbeitswelt hybrid zu werden. Wir kommunizieren hybrid – im realen und im virtuellen Raum. Wir nutzen hybride Verfahren, um Events, Filme, Fotos zu produzieren. Und wir entwickeln uns hin zu einer hybriden Arbeitskultur, in der persönliche Wünsche und berufliche Ziele enger zusammenliegen denn je.

Trend 1: Hybride Kommunikation

Eines hat die Pandemie klar gezeigt: Kommunikation, die eigentlich im realen Raum hätte stattfinden sollen, kann man nicht eins zu eins in den virtuellen Raum transportieren. Gespräche im virtuellen Raum sind anders, unverbindlicher, unnahbarer. Das kann ein Vorteil sein, wenn es um unangenehme Themen geht. Meist ist es jedoch ein Nachteil, vor allem dann, wenn Verbindlichkeit und Nähe erzeugt werden sollen. Das belegen die Erfahrungen aus der Messe- und Eventwelt: Langweilige Themen, eintönige Frontbeschallung oder ausufernde Folienschlacht – der „Ausknopf“ im virtuellen Kommunikationsraum ist schnell gedrückt. Und auch der wegfallende Sozialdruck spielt eine Rolle: Niemand schaut, wenn man sich plötzlich umdreht und geht, wenn man nebenbei Mails checkt oder anderweitig abgelenkt ist. Schon bei Events im realen Raum ist es mit Fachkompetenz und Wissenstransfer nicht getan. Doch im virtuellen Raum reicht das erst recht nicht aus. Wer hier Aufmerksamkeit will, muss zuhören und die richtigen Antworten zurückgeben, mit dem Zuschauer kommunizieren und kooperieren. Deshalb sind Dialog und Interaktion im virtuellen Raum wichtiger denn je, oft sogar das Wichtigste überhaupt. Dialoge bilden die Brücke zwischen der weit entfernten virtuellen Welt und dem Menschen in der realen Welt. Daher ist die Königsdisziplin eines hybriden Events hybride Kommunikation – das gezielte Erzeugen von Dialogen im virtuellen Raum.

Trend 2: Hybride Medienproduktion

Hybride Medienproduktion an sich ist nichts Neues: Schon seit Längerem wird sie genutzt, um neuen Produkten eine Bühne zu geben. Das passiert, in dem man Realbilder und computergenerierte Bilder kombiniert, und zwar bereits während der Aufnahme, am Film- oder Foto-Set. Der Vorteil: Die Akteure sehen bereits während der Aufnahmen eine Vorschau des finalen Bildes und können auf diese Weise authentischer agieren. Auf Grund der wegfallenden Realveranstaltungen hat die hybride Medienproduktion jedoch nochmal neuen Nutzen erfahren: Was ursprünglich als Bühne für Produkte konzipiert war, hat sich jetzt weiterentwickelt zur Bühne für Erlebnisse. Denn viele Events, vor allem Live-Events, werden hybrid produziert. Der Grund: Spezialeffekte, virtuelle Kameraflüge oder schwebende 3D-Grafiken erhöhen den Unterhaltungswert und binden den Zuschauer. Gerade in den letzten Monaten sind viele solcher neuen Formate entstanden, die Real und Virtuell kombinieren. Talkshow-Gast und Moderatorin, gemeinsam auf einem Sofa sitzend – und in der Realität Tausende Kilometer voneinander entfernt. Ein normaler Zustand unseres New Work und New Life, weil man inzwischen auch im virtuellen Raum sehr individuell und aufmerksamkeitsstark kommunizieren kann.

Hybride Produktionsformate halten Einzug in den Bereich virtueller Veranstaltungen – vermutlich auch nach der Pandemie.
Hybride Produktionsformate halten Einzug in den Bereich virtueller Veranstaltungen – vermutlich auch nach der Pandemie.
(Bild: hl-studios)

Trend 3: Hybride Arbeitskultur

Mobile Work und Office Work, Kreation im realen und im virtuellen Raum, das Bedürfnis nach Neuem und zugleich nach Sicherheit. Unsichere, neue Zeiten, wie wir sie gerade erleben, verändern unsere Art und Weise zu arbeiten und unsere Arbeitskultur. Das liegt zum einen an rationalen, äußeren Faktoren, die sich verändern. Wir arbeiten in anderen Räumen – teils zu Hause, teils im Büro – oft mit anderem Equipment oder in anderen Zeitrhythmen. Zum anderen erfährt neben den Rahmenbedingungen auch die Einstellung und die Erwartungshaltung von uns Arbeitenden oftmals einen Wandel. Denn gerade in unsicheren Zeiten gewinnt das Thema Selbstwirksamkeit an Bedeutung. Die Frage nach dem Sinn dessen, was wir tun, wird wichtiger. Auch im Bereich der Marketingkommunikation kann man das beobachten: Immer mehr Kreativschaffende möchten sich in einem Bereich mit gesellschaftlicher Relevanz verwirklichen, Kommunikation für nützliche Dinge machen. Zum anderen geht der Trend dorthin, sich am eigenen inneren Rhythmus zu orientieren, am Ort und zu der Zeit der eigenen Wahl zu arbeiten. Das kann sich positiv auf die Arbeitsqualität auswirken, mit schnelleren, kreativeren oder uniqueren Ergebnissen. Das kann aber natürlich auch zum Balanceakt werden, da sich ein individueller Arbeitstakt und veränderte Arbeitsweisen auf das gesamte Team oder sogar den Rhythmus des Unternehmens auswirken.

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Langfristige Veränderung – oder nur kurzzeitiger Trend?

Kommunikationsweisen, Medienproduktion, Arbeitskultur – einiges in der Arbeitswelt der Industrie und der Industriekommunikation befindet sich gerade im Wandel. Ob er sich fortsetzt und von Dauer sein wird? Die Meinungen und auch die Fakten sind geteilt. Einige New-Work-Forscher und Studien kommen zum Ergebnis, dass sich aktuell nur das ändert, was nahe liegt. Zum Beispiel die Verschiebung hin zum Homeoffice. Tiefgründigere und langfristige Veränderungen der Unternehmenskultur würde es kaum geben. Zum anderen soll der Mensch jedoch grundsätzlich von „Sehnsucht nach der Ganzheit“ geprägt sein, wie es der New-Work-Experte Frédéric Laloux nennt. Er stellt die These auf, dass sich der Mensch grundsätzlich als verbundenes, integriertes Wesen erleben möchte. Doch was bedeutet das für eine Arbeitswelt, die sich immer mehr in den eigenen, privaten Raum verlagert? Die einen können auch in dieser hybriden Arbeitswelt Gemeinschaftsgefühl vermitteln und empfinden, auch vom heimischen Büro aus die Nähe zu den Kollegen und die Firmenkultur fortsetzen. Anderen hingegen fällt das schwer. Sie vermissen das Gemeinschaftsgefühl, das Miteinander im realen Raum. Das kann weitreichende Konsequenzen haben. Auch das zeigt das Arbeiten in Pandemiezeiten: Mobile Work und Homeoffice begünstigen es natürlich auch, die Orientierung am Unternehmen zu verlieren, sich der Gemeinschaft des Unternehmens zu entziehen – und das Zugehörigkeitsgefühl zu verlieren. Wo die einen die kreative Entfaltung und Freiheit im Homeoffice genießen, können sich andere leichter wegdenken oder sogar ungesehen vom Unternehmen verabschieden.

Fazit: Anpassen und mitwachsen

Unabhängig davon, wie weit wir als Unternehmen und Arbeitnehmer in die New-Work-Welt eintauchen und was sich im Detail für den Einzelnen ändert: Dass hier eine Veränderung stattfindet, ist in der Industrie und der Industriekommunikation offensichtlich. Deshalb heißt es jetzt: Die Veränderungen annehmen – und als Chance begreifen. Wir alle, Arbeitgeber und Arbeitnehmer, haben jetzt die Möglichkeit, die Veränderungen des New Work mitzugestalten und mitzuwachsen. Sowohl als Unternehmen als auch als Mensch. Denn die hybride Welt des New Work wird uns definitiv neue Türen öffnen. Welche das sind und was sich dann dahinter verbirgt, das liegt allein an uns. Vielleicht muss man auch erstmal durch mehrere Türen gehen, um ans endgültige Ziel zu kommen. Denn Veränderung ist ja in der Regel ein Prozess. Ein Prozess, der sich über einen längeren Zeitraum erstreckt – und uns die Möglichkeit gibt, Neues zu entdecken und zu gestalten. Und das ist sicher auch in der Ausgestaltung unseres New Work der Fall.

*Alfons Loos ist Geschäftsführer von hl-studios.

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