Mentale Stärke Mit dem Kopf erfolgreich die Krise meistern
Die Corona-Krise stellt uns vor besondere Herausforderungen. Bei ihrer Bewältigung hilft neben staatlichen Hilfsmaßnahmen vor allem ein gutes Selbstmanagement, das auf mentaler Stärke basiert. Wie sich diese erlangen lässt, erklärt marconomy Expertin Antje Heimsoeth.
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Das Coronavirus greift nicht nur unser Immunsystem an, sondern auch unsere Gesellschaft und Wirtschaft. Ob Gründer, Unternehmer, Selbstständiger, Führungskraft oder Angestellter – die letzten Monate haben viele von uns viel Kraft gekostet. Auch wenn die pandemiebedingten Einschränkungen weniger werden, hat die Zeit des Lockdowns ihre Spuren hinterlassen. Der Druck, noch ein halbwegs erfolgreiches Jahr zu verbuchen, ist immens, die finanziellen Sorgen sind groß, die Perspektiven unsicher. Das Virus, so scheint es, höhlt uns schleichend von innen aus und fordert unsere Geduld ebenso wie unsere Zuversicht heraus. Mentale und emotionale Stärke ist nun gefragt. Denn unsere innere Haltung kann viel dazu beitragen, den äußeren Bedingungen souverän zu begegnen, nicht den Mut zu verlieren und lösungsorientiert zu handeln.
Mental starke Menschen wissen um die Macht ihrer Gedanken
Unsere innere Haltung ist der Ursprung unseres Handelns, Denkens und Fühlens. Ein gutes Selbstmanagement zeichnet sich durch mentale und emotionale Stärke aus. Mentale Stärke bedeutet, am Tag X sein Leistungsvermögen ungeachtet aller Widrigkeiten – innere und äußere Störfaktoren – voll ausschöpfen zu können. Menschen, die mental stark sind, sind sich bewusst, dass ihre Gedanken das Leben, das Handeln, die Gefühle und Verhalten beeinflussen. Sie reflektieren sich, betreiben positive „Gedankenhygiene“, indem sie zum Beispiel ein negatives Gedankenkarussell stoppen und bewusst eine andere Perspektive einnehmen. Sie kennen eigenen Stärken, Talente und Schwächen, feiern ihre Erfolge und schöpfen aus Fehlern wertvolle Erkenntnisse zur persönlichen (oder fachlichen) Weiterentwicklung. Sie sind authentisch, offen für Neues, wollen dazu lernen und gehen lieber Risiken ein, indem sie Neuland erkunden, statt im Stillstand zu verharren.
Bei der Bewältigung von Krisen ist diese Haltung von großem Vorteil – mancher Unternehmer, Gründer oder Selbstständiger tut gut daran, die Corona-Krise nicht einfach auszusitzen, sondern über neue Geschäftsfelder, Kooperationen, Produkte oder Verkaufswege nachzudenken. Mental starke Menschen sind von einem gesunden Optimismus geprägt, gepaart mit einem realistischen Blick und der Fähigkeit, einmal mehr aufzustehen als hinzufallen. Mentale Stärke ist nicht angeboren, aber sie lässt sich lernen.
Das Wort „mental“ leitet sich vom lateinischen „mens“ ab, das für Geist, Verstand oder Intellekt steht. Mentaltraining ist die gedankliche Vorbereitung, das geistige Hineingehen in eine Situation im Vorfeld. Es geht darum, mit unserer geistigen Vorstellungskraft eine Situation und unser Handeln in dieser Situation gedanklich auf optimale Weise durchzuspielen, zum Beispiel Präsentationen, Ablaufpläne oder Verkaufsgespräche. Die geistige Simulation lässt sich auch für zu erwartende Widrigkeiten nutzen, um für jedes mögliche auftretende Problem Lösungen parat zu haben. Wer regelmäßig mental trainiert, ist in der Lage, in herausfordernden Situationen Höchstleistungen abzurufen – und gelassen zu bleiben, wenn andere in Panik, Schockstarre oder Affekthandlungen verfallen.
Mentale Stärke ist eine Frage der richtigen Programmierung
Unser Kopf funktioniert ähnlich wie ein Computer. Und einen Computer muss man programmieren, damit er bei jedem Bedarf richtig funktioniert und das Programm entsprechend abläuft. Wer seinen Kopf bereits in Alltagssituationen richtig programmiert, kann in Stresssituationen automatisch ein funktionierendes unterstützendes Programm abrufen. Ihr Unterbewusstsein entspricht der Festplatte eines Computers. Ihre Gedanken, Worte und Bilder sind dort wie ein Programm abgespeichert. Diese Bio-Festplatte akzeptiert jede Information, die sie erhält. Einzig unser Verstand entscheidet, was er glaubt und was nicht – je nach bereits einprogrammierten Lebenserfahrungen. Wenn unser Verstand etwas für wahr hält, selbst wenn es falsch ist, wird das Unterbewusstsein das als wahr akzeptieren und entsprechende Handlungen veranlassen. Fatalerweise gilt dies auch dann, wenn der Verstand mit irrationalen, negativen Gedanken, die auf tieferliegenden Glaubenssätzen oder Annahmen beruhen, auf Situationen reagiert. Die gute Nachricht: Mit Hilfe mentaler Techniken können Sie negative, selbstzerstörerische Programme Ihres Unterbewusstseins verändern oder neu überschreiben. Wir können durch Mentaltraining bildhafte Vorstellungen so intensiv im Kopf erzeugen, dass die nachfolgende wirkliche Leistung davon positiv beeinflusst wird und wir können mit unterstützenden Gedanken auch unsere Gefühle und unsere Motivation in die „richtige“ Richtung lenken. Alles, was Sie an unterstützenden Programmen einspeisen, hilft Ihnen beim Meistern von Herausforderungen. Doch das funktioniert nur, wenn sie mit entsprechendem Vorlauf installiert werden.
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Mentale Stärke ist auch eine Frage der Gedankenhygiene
Wie sieht Ihr innerer Dialog aus? Was denken Sie über sich und andere? Was lösen Ihre Gedanken in Ihnen aus? Beobachten Sie bewusst Ihre Gedanken. Während Sie eine leicht stressbesetzte Aufgabe, eine schwierige oder aussichtslos scheinende Aufgabe erledigen, sich in einer typischen Angst- oder Konfliktsituation befinden, sprechen Sie alles, was Ihnen durch den Kopf geht, was Sie denken und wie es sich anfühlt, laut aus und zeichnen dies mit dem Smartphone oder Diktiergerät auf. Beobachten Sie vor, während und nach besonderen Herausforderungen, was Ihnen durch den Kopf geht und ab wann genau sich Ihre Gedanken verändern. Erinnern Sie sich an Ihre letzte erfolgreiche Präsentation, Verkaufsgespräch etc. Was haben Sie sich vor Beginn, währenddessen und danach gesagt?
Erinnern Sie sich an Ihre letzte misslungene Präsentation, ein erfolgloses Verkaufsgespräch oder gescheitertes Projekt. Was lief gedanklich vor, während und nach der Niederlage bei Ihnen ab? Dokumentieren Sie die Gedanken schriftlich und sortieren Sie sie in unterstützende, positive und einschränkende, negative Gedanken. Was stellen Sie fest? Leiten Sie Konsequenzen für Ihre Leistung daraus ab. Welche Worte können Sie am besten beruhigen oder entspannen, welche Worte können Sie am ehesten aktivieren?
Halten Sie positive Bekräftigungen (Affirmationen) fest, die Sie zu sich selbst vor, in und nach jeder Präsentation, jedem Gespräch oder Projekt während einer leichten oder schwierigen Aufgabe unterstützend sagen werden, und stellen Sie fest, wann und wie genau Sie sich während der Situation an diese positiven Sätze erinnern werden.
Gerade wenn Menschen in einem Stimmungsloch sitzen, ist es hilfreich, die Gedanken zu analysieren, die Einstellung zu sich und zum Leben zu reflektieren: Bin ich gerade wieder dabei, mich abzuwerten und den inneren Kritiker sehr laut zu stellen? Wie gestalte ich mein Gedankengut? Wenn Sie sich selbst verurteilen, dann sind Sie auf dem besten Weg mittels der Abwärtsspirale zu einem negativen Selbstbild zu gelangen – und Ihr Handeln und Verhalten selbst zu torpedieren.
Mentale Stärke bedeutet, Mut zu fassen, wo andere die Fassung verlieren
In der aktuellen Krise gibt es sehr viel Unsicherheit. Es geht nicht um positives Denken, sondern es geht darum, zuversichtlich und optimistisch zu bleiben. Dabei sollten wir auch akzeptieren, wie wir uns fühlen. Wir dürfen ängstlich sein – aber wir dürfen uns von dieser Angst weder lähmen noch steuern lassen. Über mentale Stärke zu verfügen, bedeutet, geeignete Strategien zu haben, die dabei helfen, vom angstgesteuerten Überlebensmodus im Gehirn in den Modus der Möglichkeiten zu kommen. Jede Veränderung bedeutet Stress, das Überwinden innerer und äußerer Widerstände, Unwägbarkeiten und Risiken. In jeder Veränderung brauchen Sie eines dringend: Mut. Und diesen Mut können Sie schöpfen, indem Sie sich auf Ihre Fähigkeiten und Talente besinnen, auf die Sie sich immer verlassen können. Machen Sie sich den vorhandenen Schatz an Ressourcen, über die Sie verfügen, bewusst. Fragen Sie auch andere, was diese an Ihnen besonders schätzen. Und dann überlegen Sie, wie Sie Ihre Ressourcen einsetzen können, um diese Krise gut zu überstehen.
Einen Tipp von Michelle Obama möchte ich Ihnen dazu noch weitergeben: Treffen Sie anschließend Ihre Entscheidungen auf der Grundlage von Hoffnung und Möglichkeit. Treffen Sie Entscheidungen auf der Grundlage dessen, was geschehen sollte, und nicht auf dem, was nicht passieren sollte.
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Tipp für Mentale Stärke: Reise an einen Ruheort
Ob kurz vor einer großen Herausforderung zur Psychoregulation oder als Pause zwischendurch, der innere Rückzug an einen schönen Ort beruhigt die Nerven und entspannt. Ihr Ruheort ist ein Platz des Friedens. Suchen Sie nach einer angenehmen Situation aus der Vergangenheit, deren Schauplatz sind gut als Ruheort eignet. Stellen Sie sich diesen Ort bis ins kleinste Detail vor. Lassen Sie sich in die Kraft Ihrer inneren Bilder hineinsinken und speichern Sie Ihre Eindrücke ab. Greifen Sie darauf zurück, wenn Sie Bedarf an Stärkung oder Entspannung haben. Dann könnte Ihr Schlüsselwort beispielsweise „Ruhe“ lauten. Die Visualisierung eines Ruhebildes bewirkt wohlige Entspannung und beruhigt unsere Nerven. Im Idealfall durchströmt uns ein Gefühl der Stärke und Zuversicht, das wiederum hilft, Entscheidungen zu treffen und in eine neue Richtung aktiv zu werden.
Mit Hilfe mentaler Techniken lassen sich nicht nur das Leistungsvermögen und die Performance steigern, sondern auch Lebensqualität, Wohlbefinden, Kreativität, Selbstvertrauen und Lebensfreude. Übungen für mentale Stärke helfen, sich auch in schwierigen Situationen konzentrieren zu können, sich zu entspannen und Stress abzubauen. Wer mentale und emotionale Stärke aufbaut, reduziert Ängste und Selbstzweifel, geht anders mit Scheitern und Niederlagen um, lernt aus Fehlern. Eines sollte fortan auf jeden Fall auf Ihrer Agenda stehen: Planen Sie mindestens einmal die Woche eine Stunde Review für sich ein – um Geschehenes zu reflektieren, Vorgehen und Verhalten zu prüfen und sich neu auszurichten. Am Anfang jeden Tuns steht ein Gedanke. Und über seinen Inhalt bestimmen Sie, nicht die Corona-Krise.w
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