Arbeitsmarktstudie 2020 So sieht der Corona-Arbeitsmarkt aus
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Jahrelang kannte der deutsche Arbeitsmarkt nur eine Richtung: Vom Arbeitgeber- zum Arbeitnehmermarkt. Dann kam Corona und wirbelte alles durcheinander. Die wichtigsten Zahlen wurden nun in der Arbeitsmarktstudie 2020 ausgewertet.

Dieses Jahr erschien die dritte Ausgabe der jährlich veröffentlichten Arbeitsmarktstudie der Wollmilchsau GmbH. Mit Blick auf den demografischen Wandel, den Berufsausbildungsmarkt, den gesamten Stellenmarkt und die Arbeitslosigkeit wird jedes Jahr die Situation auf dem Arbeitsmarkt neu analysiert und ausgewertet. Die Corona-Krise spielt in der diesjährigen Auswertung natürlich auch eine große Rolle. Die Arbeitsmarktstudie 2020 spiegelt den Ernst der Lage wider, gibt aber auch Hoffnung auf eine baldige Erholung.
Demografischer Wandel bleibt von der Krise unberührt
Laut Prognose der 14. koordinierten Bevölkerungsvorausberechnung steigt im Jahr 2020 die Gesamtzahl der deutschen Bevölkerung auf insgesamt 83,4 Millionen an. Es gibt weiterhin wesentlich mehr Todesfälle als Geburten in einem Jahr, weshalb Abgang und Zuwachs im Ungleichgewicht bleiben. Ausgehend von einer sehr starken Zuwanderung bleibt die Zahl der Gesamtbevölkerung allerdings weitestgehend stabil. Aufgrund der steigenden Lebenserwartung steigt die Altersstruktur und sorgt dafür, dass die erwerbsfähige Bevölkerung insbesondere bei einer mäßigen Zuwanderung in den nächsten Jahren immer weiter schrumpft.
Weiterhin zu wenig Bewerber auf dem Berufsausbildungsmarkt
Der Trend der Akademisierung setzt sich dynamisch fort und beeinflusst damit zwangsläufig auch den Ausbildungsmarkt. Aufgrund der aktuellen Situation konnten im laufenden Berichtsjahr weniger Berufsausbildungsstellen angeboten werden als noch in den Jahren zuvor. Allerdings ging auch gleichzeitig die Anzahl an Bewerbern zurück. Im Jahr 2020 standen 495.000 offene Stellen 439.000 Bewerbern gegenüber. Das bedeutet, dass selbst im Idealfall nur rund 89 Prozent aller verfügbaren Stellen besetzt werden konnten.
Insgesamt bleiben 30 Prozent der verfügbaren Bewerber ohne Ausbildungsplatz. Nur knapp 60 Prozent aller offenen Stellen konnten besetzt werden. Wie sich der Trend im kommenden Berichtsjahr entwickelt, bleibt abzuwarten.
Stellenmarkt und Arbeitslosigkeit sind stark von der Krise betroffen
In den letzten zehn Jahren sank die Arbeitslosenzahl bis zum Jahr 2019 um über eine Million. Nach der Prognose des Deutschen Instituts für Wirtschaft soll die Zahl der Arbeitslosen im Jahr 2020 überraschenderweise nur stagnieren und nicht weiter steigen.
Die Arbeitslosen-Stellen-Relation ist aufgrund der niedrigen Arbeitslosenzahl stark gesunken. In neun Jahren ist sie insgesamt um ganze 54 Prozent zurückgegangen. Anstelle von 3,7 Arbeitslosen im Jahr 2010 kamen 2019 nur noch 1,7 Arbeitslose auf eine ausgeschriebene Stelle. Angesichts der aktuellen Situation wird davon ausgegangen, dass die Relation wieder auf 2,65 steigt. In Engpassberufen bleibt die Relation weiterhin angespannt.
Da aktuell von einer gleichbleibenden Arbeitslosenzahl ausgegangen wird, könnte möglicherweise wieder eine sinkende Anzahl an offenen Stellen erwartete werden, die diese Entwicklung erklärt.
Überraschenderweise stieg trotz Krisenjahr die durchschnittliche Vakanzzeit, also die Zeit, in der eine ausgeschrieben Stelle nicht besetzt wird, weiter an. Während im Juli 2019 noch im Schnitt 124 Tage bis zur erfolgreichen Besetzung einer Stelle vergangen sind, waren es im Juli 2020 rund 151 Tage.
Wie sich Corona auf die Unternehmen auswirkt
Am interessantesten dürfte für viele Arbeitnehmer und Arbeitgeber die aktuelle Corona-Situation auf dem Arbeitsmarkt sein. Um die Lage etwas besser einschätzen zu können, wurden bereits im Juni und Juli Umfragen gestartet. In einer IAB Sonderbefragung gaben beispielsweise 58 Prozent der befragten Unternehmen an, dass ihr Betrieb negativ von der Corona-Pandemie betroffen sei. Allerdings berichten auch fast 30 Prozent, dass sie keine Auswirkungen der Krise bemerken und 2 Prozent können sogar positive Entwicklungen beobachten.
Der ifo-Geschäftsklimaindex, der die Stimmung der Wirtschaft einfängt, erholt sich aktuell. Auch der BA-X Index der Bundesagentur für Arbeit, ein Index, der die Fachkräftenachfrage visualisiert, ist nach einem starken Einbruch im April im Juli wieder leicht gestiegen.
In einzelnen Branchen zeigen sich sogar recht deutliche Vorboten einer Arbeitsmarktbelebung: Besonders im Gesundheitswesen, aber auch im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie wurde im Juni und Juli eine steigende Zahl an Stellenanzeigen geschaltet. Jobs im Bereich des Ingenieurwesens und der Produktion weisen im Vergleich zum März eine stabile und im Juni sogar eine ansteigende Anzahl an offenen Stellen auf.
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Am deutlichsten sind die Veränderungen im Vergleich zum letzten Jahr auf dem Stellenmarkt und bei der Arbeitslosigkeit zu spüren. Die Arbeitslosenquote stieg innerhalb eines Jahres um satte 1,3 Prozent. Doch ebenso wie der ifo-Geschäftsklimaindex und die Zahl der offenen Stellen, stabilisierte beziehungsweise erholte sich die Arbeitslosenquote im Juli wieder. Es bleibt abzuwarten, ob sich dieser Trend fortsetzt.
Wie es weitergeht, kann man zu diesem Zeitpunkt auch mit Blick auf Zahlen und Daten nicht sicher sagen. Sie geben jedoch einen kleinen Einblick und Grund zur Hoffnung. Fest steht, dass die guten Bewerber trotz Corona-Krise in Engpassberufen nicht vom Himmel fallen und man als starkes Unternehmen nicht ins Hintertreffen geraten sollte. In dieser besonderen Zeit ist es als Unternehmen wichtiger denn je wachsam zu bleiben nicht die Recruiting-Maßnahmen aus dem Blick zu verlieren.
*Kathrin Weller ist Redakteurin für alle Themen rund ums Personalmarketing bei der Wollmilchsau GmbH.
**Die komplette Arbeitsmarktstudie mit weiteren Einblicken und Zahlen, gibt es hier zum kostenlosen Download.
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