Change Management im digitalen Wandel „Der Faktor Mensch wird in vielen Unternehmen nach wie vor vergessen.“

Redakteur: Dr. Gesine Herzberger

Der digitalen Transformation begegnen viele Unternehmen mit Change Management. Worin die größten Herausforderungen liegen, ob ein Change Manager bei der Digitalisierung wirklich hilft und wie viele digitale Projekten scheitern, weil Change Management fehlt, lesen Sie in diesem Interview.

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Freie Fahrt voraus! Change Management gilt für viele Unternehmen als Wegbereiter im digitalen Wandel. Aber was kann ein Change Manager tatsächlich leisten?
Freie Fahrt voraus! Change Management gilt für viele Unternehmen als Wegbereiter im digitalen Wandel. Aber was kann ein Change Manager tatsächlich leisten?
(Bild: gemeinfrei / CC0 )

Der digitale Wandel schreitet alternativlos voran. Damit diese digitale Transformation gelingt, sollte Change Management zur Chefsache gemacht werden. Welches Know-how Führungskräfte dafür dringend benötigen und wie wichtig der Faktor Mensch hierbei wirklich ist, darüber haben wir mit Ines Schönenberg, Unternehmensberaterin bei Iskander Business Partner, im Interview gesprochen.

Steigt die Nachfrage nach klassischen Change Projekten?

Ines Schönenberg: Die Nachfrage nach klassischen Change Projekten steigt, da Geschäftsmodelle und Organisationsbereiche eine geringere Halbwertszeit haben. Das führt dazu, dass die Veränderungsfähigkeit und -bereitschaft von Mitarbeitern und Organisationen wesentliche Erfolgsfaktoren sind, um auf sich wandelnde Markt- und Kundenanforderungen reagieren zu können. Ich glaube, dass die Fähigkeiten, die Change Managern oft zugeschrieben werden, in diesen eher instabilen, unsicheren Zeiten mehr und mehr gefragt sind und zunehmend über den Projekterfolg entscheiden.

Es gibt viele verschiedene Ansätze, digitale Projekte umzusetzen. Lassen sich bei Change Projekten grundlegend gleiche Methoden anwenden – kann man Change Projekte verallgemeinern?

Digitalisierungsprojekte stehen derzeit sehr im Fokus. Doch egal um welches Thema es geht, es ist immer einer Veränderung, die es zu managen gilt. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich dabei um ein digitales Projekt, eine Restrukturierung oder eine Sanierung handelt. Als Change Manager oder Führungskraft muss immer wieder individuell entschieden werden, welche Maßnahmen für die Personen und Organisation richtig sind. Man kann allerdings sagen, dass die Digitalisierung ein wesentlicher Komplexitätstreiber ist.

Was kann ein Change Manager hier tun?

Ein Change Manager zeigt Teams und Führungskräften den Blick von außen und ist ein neutraler Sparringspartner. Außerdem ist das Wissen um die verschiedenen Phasen, die Mitarbeiter im Rahmen von Veränderungen durchlaufen, sehr wichtig. In diesem Kontext sind zum Beispiel große Empathie wichtig sowie die Fähigkeit, mit Ungewissheit und Komplexität umgehen zu können. Hier gilt es anzusetzen und Mitarbeiter wie Führungskräfte gezielt mit Maßnahmen zu begleiten und als erfahrener Moderator zu unterstützen. Die Fähigkeit Menschen für Veränderung zu motivieren, muss in vielen Unternehmen noch entwickelt werden.

„Es ist die ureigene Aufgabe von Führungskräften, ihre Mitarbeiter in Zeiten des Wandels abzuholen. Wenn sie das nicht schaffen, haben sie ihren Job verfehlt.“

Ines Schönenberg ist Unternehmensberaterin bei Iskander Business Partner und kennt sich mit Change Projekten bestens aus.
Ines Schönenberg ist Unternehmensberaterin bei Iskander Business Partner und kennt sich mit Change Projekten bestens aus.
(Bild: Iskander Business Partner GmbH)

Ist es überhaupt realistisch, dass Führungskräfte Zeit haben oder sich nehmen, um ihr Personal zu coachen und in Zeiten des Wandels abzuholen?

Es ist die ureigene Aufgabe von Führungskräften, ihre Mitarbeiter zu coachen, zu entwickeln und sie in Zeiten des Wandels abzuholen. Wenn sie das nicht schaffen, haben sie ihren Job verfehlt.

Welche kritischen Aussagen hören Sie auf Ihren Change-Projekten?

Kritische Aussagen sind häufig, dass Change Management von den Verantwortlichen als nicht erforderlich oder als esoterisch eingestuft wird. Überzeugungsarbeit auf inhaltlicher Ebene sowie in Bezug auf Kapazitäten und finanzielle Ressourcen ist in den meisten Fällen nach wie vor erforderlich. Und ja, in vielen Unternehmen werden Sie auch heute noch belächelt, wenn sie von Change Management sprechen, selbst wenn man gleichzeitig beobachten kann, dass andere Unternehmen zunehmend solche Strategien suchen. Die Einsicht erfolgt eher rückblickend, wenn erste Initiativen gescheitert sind und im Rahmen einer Reflektion versucht wird zu verstehen, was man hätte besser machen können.

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