Transformation „Oftmals wirken Krisen als Katalysator, als Beschleuniger von Prozessen“

Redakteur: Georgina Bott |

Krisen haben für Gesellschaft und Wirtschaft viele negative Auswirkungen; so auch die aktuelle Corona-Pandemie. Oft bringen Krisen aber auch produktivere Prozesse oder gar neue Geschäftsmodelle mit sich. Wir haben mit Matthias Bauer, CEO der Vogel Communications Group, darüber gesprochen.

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Krisen bringen für Unternehmen viele negative Seiten mit sich. Sie können aber auch positive Auswirkungen auf das zukünftige Geschäft haben.
Krisen bringen für Unternehmen viele negative Seiten mit sich. Sie können aber auch positive Auswirkungen auf das zukünftige Geschäft haben.
(Bild: gemeinfrei / Unsplash)

Die stetige Weiterentwicklung und Transformation hat die Vogel Communications Group seit Anbeginn in ihren Genen. Um aber mit dem eigenen Geschäftsmodell disruptiv umzugehen, bedarf es keiner Krise – lediglich Sensibilität und Weitblick für frühzeitige Veränderungen am Markt. Matthias Bauer, CEO unserer Unternehmensgruppe, hat die digitale Transformation daher bereits vor rund drei Jahren angestoßen. Strukturelle Veränderungen, eine neue Unternehmensstrategie und eine zukunftsfähige Corporate Identity sind die Schlüsselelemente der aktuellen Weiterentwicklung hin zu einem anführenden Anbieter von Fachinformationen und Unternehmenskommunikation.

Doch was geschieht nun inmitten eines laufenden Transformationsprozesses, wenn eine Krise unerwartet sowohl Wirtschaft wie soziales Leben lahmlegt? Wir haben die aktuelle Situation zum Anlass genommen und unseren CEO direkt danach gefragt. Im Interview erklärt er, welchen Einfluss die aktuelle Situation auf die Transformationsprozesse der Vogel Communications Group hat, welche Maßnahmen ergriffen werden und was ihm persönlich dabei wichtig ist. Außerdem gibt er eine Einschätzung darüber, wie Marketing und Vertrieb während der Krise agieren sollten.

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Welche Auswirkungen hat die aktuelle Situation auf die Transformationsprozesse?

Oftmals wirken Krisen als Katalysator, als Beschleuniger von Prozessen. Genau das erleben wir aktuell. Die Corona-Krise forciert zum Beispiel die Digitalisierung als Teil der Unternehmenstransformation erheblich. Unter normalen Bedingungen hätten wir deutschlandweit die Home-Office-Fähigkeit in diesem Ausmaß wohl nicht so schnell umsetzen können.

Welche Maßnahmen ergreift Vogel, um die Herausforderungen zu meistern?

Um den Erhalt der Unternehmensgruppe langfristig sichern zu können, haben wir umfassende Maßnahmen mit Fokus auf die wirtschaftlich besonders betroffenen Standorte Würzburg und München beschlossen. Konkret müssen wir folgende drei Maßnahmen umsetzen:

1. Kosteneinsparungsprogramm,

2. Kurzarbeit ab Mai,

3. Restrukturierung und Stellenabbau.

Gleichzeitig entwickeln wir für unsere Kunden neue, digitale Produkte wie zum Beispiel die internationale Business-Matching-Plattform industrial generation network als Antwort auf die Absage von Messen und damit den Verlust der Live-Begegnung und Live-Produktpräsentation.

Entstehen durch die Krise auch Chancen?

Wenn man sich von der Angst befreit, die immer ein schlechter Ratgeber ist, dann öffnen sich die Augen für Chancen. Die Krise zwingt uns förmlich dazu, einen anderen Standpunkt und damit eine neue Perspektive auf unser eigenes Geschäft zu entwickeln. Wenn man das zulässt, dann ist Krise immer auch ein produktiver Prozess. Krise bedeutet Veränderung in einer evolutionären Welt. Eindeutig ist der Schub in Richtung digitaler Lösungen und kommunikativer Kompetenz. Hier folgen wir den Kommunikationsbudgets unserer Kunden.

Welche Rolle spielen die interne und externe Kommunikation in dieser Krise?

Die interne Kommunikation ist aktuell ganz besonders wichtig. Sie kompensiert als Klammer die Abgeschiedenheit im Home-Office und informiert alle über die vielen Änderungen, Gesundheitsmaßnahmen, Erkenntnisse und neuen technischen Tools etc. Damit hält sie das Unternehmensnetzwerk lebendig und die Mitarbeiter*innen fühlen sich auch weiterhin als wichtiger Teil eines großen Ganzen. In der externen Kommunikation fokussieren wir voll auf neue Produkte und Dienstleistungen, die unseren Kunden helfen, besser durch die Krise zu kommen.

Wer aufhört zu werben, um Geld zu sparen, kann ebenso die Uhr anhalten, um Zeit zu sparen.

Henry Ford

Wie schätzt du die aktuellen Maßnahmen in Vertrieb, Marketing und Werbung ein? Noch mehr Aufwand betreiben oder Maßnahmen zurückfahren?

Ich halte es für extrem wichtig, dass der Vertrieb gerade in schwierigen Zeiten im engen Austausch mit den Kunden ist. Es geht hier um gegenseitige Hilfe und den Schulterschluss zur gemeinsamen Bewältigung der Krise. Entsprechend möchten wir effiziente Kommunikation vorleben und immer nur ganz zielgerichtet unsere Botschaften platzieren. Also zum Beispiel unser Angebot für einen digitalen Messestand genau an die Unternehmen, die jetzt gerade eben nicht auf einer Messe ihren Kunden ihre neuen Produkte präsentieren können. Grundsätzlich stimme ich insbesondere in Krisenzeiten dem Zitat von Henry Ford zu „Wer aufhört zu werben, um Geld zu sparen, kann ebenso die Uhr anhalten, um Zeit zu sparen.“

Was ist für dich in deiner Position als CEO aktuell besonders wichtig?

Ich bin der Überzeugung, dass meine Mitarbeiter*innen insbesondere in turbulenten Zeiten eine transparente Kommunikation und ein konsequentes Handeln erwarten. Diesem berechtigten Anspruch versuche ich täglich gerecht zu werden. Dabei gilt es auch Aktionismus zu vermeiden, stattdessen plötzliche Veränderungen möglichst immer im gesamten Kontext zu verorten und die notwendigen Entscheidungen abzuleiten. Gleichzeitig muss man sich immer vor Augen führen, dass insbesondere in Krisensituationen nicht jede getroffene Entscheidung die Richtige ist. Entsprechend ist auch hier eine gewisse Dynamik und Anpassungsbereitschaft unvermeidbar.

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