Usability, SEO und Co. Digital und barrierefrei – darauf sollten B2B-Unternehmen achten

Von Georgina Bott Lesedauer: 4 min

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Viele digitale Angebote sind schwer zu bedienen, insbesondere für Menschen mit Behinderung. Abhilfe schaffen barrierefreie Websites oder Apps. Damit erhöhen Firmen die Nutzerfreundlichkeit, verbessern die Suchergebnisse und vergrößern ihr Zielpublikum.

Eine barrierefrei gestaltete Webseite kann positiv zur Usability, zum SEO-Ranking und zur Kundenpflege beitragen.
Eine barrierefrei gestaltete Webseite kann positiv zur Usability, zum SEO-Ranking und zur Kundenpflege beitragen.
(Bild: gemeinfrei / Unsplash)

Für Kunden sind Digitalisierung und E-Commerce ein Segen. Über das Internet können Verbraucher schnell Angebote für Produkte und Dienstleistungen aller Art vergleichen, in Online-Shops bequem einkaufen, Reisen buchen oder einen Dauerauftrag bei der Bank ändern – das alles rund um die Uhr und ohne dafür persönlich in einem Service-Center erscheinen zu müssen. Kurzum: Digitale Angebote können unser Leben im Beruf und im Alltag bereichern.

Doch oft ist es gar nicht so einfach, Websites oder mobile Apps zu nutzen, da sie schwer zu bedienen sind. Die Usability und das Kundenerlebnis (Customer Experience) passen nicht; oder anders ausgedrückt: Das digitale Angebot ist nicht barrierefrei. Diese digitalen Barrieren schließen Menschen mit Behinderung aus, ältere Menschen oder auch Menschen, die zum Beispiel nicht gut sehen oder lesen können. All diese Personen sind zwingend auf eine digitale Barrierefreiheit angewiesen.

Digitale Barrierefreiheit für alle

Barrierefreie Benutzer-Schnittstellen ermöglichen es, dass Menschen mit und ohne Behinderung digitale Angebote nutzen können – gleichberechtigt, einfach und ohne fremde Hilfe. Heutzutage haben ein Fünftel aller Kunden Behinderungen oder Einschränkungen, doch aktuell haben weniger als zehn Prozent der Unternehmen ihre Online-Angebote und-Services behindertengerecht angepasst.

Abgesehen von den moralischen Faktoren ist die digitale Accessibility/Barrierefreiheit in manchen Ländern eine regulatorische Anforderung. In den USA wurden bereits mehrere international agierende Einzelhändler verklagt, weil deren Webseiten nicht barrierefrei zugänglich waren. Eine verbesserte Customer Experience ergo Barrierefreiheit kommt jedem zugute, weil die Bedürfnisse danach permanent, temporär oder situativ sein können.

Auch Unternehmen profitieren

Doch nicht nur aus diesen Gründen ist es wichtig, digitale Barrierefreiheit zu einem wichtigen Thema im Unternehmen zu machen. Sie bietet auch handfeste Vorteile. Barrierefreie Webseiten erzielen durch ihre hohe Nutzerfreundlichkeit eine größere Reichweite und stärken die Kundenbindung. Die Menschen sind zufrieden, nutzen die Webseite oder den Online-Shop gerne sowie öfter und empfehlen anderen den Besuch des Angebots. Damit steigen die Zahl der potenziellen Kunden und die Chance auf höheren Umsatz und Gewinn. Zudem verbessert sich das SEO-Ranking der Seite, da sie dank ihrer optimierten Struktur und Lesbarkeit der Inhalte besser von Internet-Suchmaschinen gefunden wird. Hinzu kommt ein Imagegewinn für die eigene Marke durch den Ruf als kundenfreundlicher Anbieter, der das Internet zu einem barrierefreien und gleichberechtigten Ort macht.

Digitale Barrierefreiheit umsetzen

Der Aufbau einer barrierefreien Webseite ist kein Hexenwerk. Firmen können mit Hilfe der Web Content Accessibility Guidelines (WCAG 2.1) feststellen, ob Ihre Webseite konform und einfach zugänglich ist. Diese international anerkannten Standards wurden von der W3C Web Accessibility Initiative (WAI) entwickelt.

Dabei gilt: Die Webseite sollte so gestaltet sein, dass sie sich flexibel an die verschiedenen Bedürfnisse der Nutzer oder persönliche Situationen anpasst. Ein blinder Kunde kann beispielsweise in Verbindung mit einem Screenreader mit einer Tastatur navigieren, während ein visuell eingeschränkter Kunde, der eine Maus oder ein Trackpad verwendet, die Textgröße der Webseite ändern möchte. Kunden mit körperlichen Behinderungen können etwa die Tastatur nicht berühren und müssen über Diktiersoftware auf die Inhalte zugreifen. Es geht darum, für all diese Menschen die passende Benutzer-Schnittstelle zu finden.

Die Usability einer Website lässt sich aber bereits durch kleinere Maßnahmen verbessern:

  • Schrift und Kontraste: Nach WCAG 2.1 muss der Farbkontrast von interaktiven Komponenten und Benutzeroberflächen ein Kontrastverhältnis von mindestens 3:1 aufweisen. Ohne dies können Benutzer mit Sehbehinderungen möglicherweise eine Komponente auf der Webseite nicht verstehen oder vollständig mit ihr interagieren.
  • Bedienflächen: Einige Nutzer haben Schwierigkeiten, kleine Links und Schaltflächen auszuwählen. Was mit einem Mauszeiger noch funktioniert, wird bei der Bedienung mit dem Finger auf einem Smartphone schnell zu einer Herausforderung.
  • Bildtexte: Blinde Menschen sind darauf angewiesen, dass Bilder mit sogenannten Alternativtexten versehen sind. Eine Vorlese-Anwendung nutzt diese Bildbeschreibungen für eine Sprachausgabe des Inhalts.
  • Tastatur-Navigation: Können Tastatur-Benutzer mit allen Komponenten und Funktionen auf der Website so interagieren, wie es Benutzer mit einer Maus können? Hier sind meist nur kleine Anpassungen am Code notwendig.
  • Audio und Video: Automatische Audio- oder Video-Wiedergabe deaktivieren; für Audio- und Videoinhalte müssen Text-Transkripte verfügbar sein.
  • Struktur und Navigation: Ist die Website gut strukturiert, mit klaren Überschriften, Bezeichnungen und Linktexten? Ist sie einfach zu bedienen und zu navigieren? Webseiten bestehen aus Blöcken für die Navigation oder dem eigentlichen Seiteninhalt. Innerhalb der Blöcke gibt es Überschriften, Fließtexte oder Listen. Barrierefreie Seiten besitzen semantische Auszeichnungen für solche Strukturen. Sehbehindert Menschen können sich dadurch besser auf der Seite orientieren.
  • Formulare: Nur über barrierefreie Formulare können alle Kunden mit Ihnen in Kontakt treten oder online einkaufen. Eine einfache Maßnahme wäre ein weißes Webformular mit hellgrauen Konturen um die Formularfelder.

* Christian Schober ist Senior Consultant bei der Inviqa GmbH.

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