Expertenbeitrag

 Mike Kleinemaß

Mike Kleinemaß

Product Owner Digital Marketing & Sales, thyssenkrupp materials services GmbH

Expertenbeitrag: Nachhaltigkeit Vom Klick zum Klimaschutz – nachhaltige Maßnahmen für digitales Marketing

Von Mike Kleinemaß Lesedauer: 5 min

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Nachhaltigkeit ist in aller Munde – doch was können Unternehmen konkret umsetzen? Und was können Marketing und Vertrieb konkret beisteuern? Hier erhalten Sie Tipps, um den digitalen Fußabdruck zu verkleinern.

Um die Umwelt zu schützen, sollten auch Marketer und Vertriebsmitarbeiter den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid verringern.
Um die Umwelt zu schützen, sollten auch Marketer und Vertriebsmitarbeiter den Ausstoß von Kohlenstoffdioxid verringern.
(Bild: frei lizenziert / Unsplash)

In der heutigen Unternehmenslandschaft ist ökologische Nachhaltigkeit kein Randthema mehr, sondern ein zentrales Anliegen vieler Unternehmensstrategien und Verbraucherpräferenzen. Mit der zunehmenden Bedeutung von ESG Metriken (Environmental, Social, Governance) in der Unternehmensbewertung ist es für Kommunikationsabteilungen und Marketingexperten unerlässlich, nachhaltige Praktiken in ihre Strategien zu integrieren.

Doch wie beeinflussen alltägliche digitale Aktivitäten unseren ökologischen Fußabdruck und was können Unternehmen tun, um diesen zu minimieren?

Die versteckten Kosten digitaler Aktivitäten

Obwohl die Digitalisierung oft als „umweltfreundlich“ gepriesen wird, weil sie physische Aktivitäten reduziert oder ersetzt, gibt es dennoch versteckte Kosten. Jeder Klick im Internet, jede E-Mail, die wir versenden, jeder Stream, den wir starten, hat einen Kohlenstoffpreis.

Ein bewusster Umgang mit digitalen Tools kann einen signifikanten Unterschied für unsere Umwelt machen. Eine US-Studie hat beispielsweise herausgefunden, dass das einfache Ausschalten des Videos in einer Videokonferenz erhebliche Mengen an CO2 einsparen kann. Wer regelmäßig an Meetings teilnimmt – angenommen 15 Meetings von jeweils einer Stunde pro Woche –, verursacht einen CO2-Ausstoß von 9,4 Kilogramm im Monat. Durch das Deaktivieren des Videos reduziert sich dieser Wert drastisch auf nur 377 Gramm. Ähnlich verhält es sich beim Streamen von Inhalten. Durch das Herunterschrauben der Videoqualität kann man den CO2-Fußabdruck erheblich reduzieren.

Was können Unternehmen tun?

Bevor wir uns den Details zuwenden, ist es wichtig, die Scope 1-3 Emissionen zu verstehen. Diese Kategorien sind Teil des Greenhouse Gas Protocol (GHG Protocol), das Unternehmen bei der Quantifizierung und Berichterstattung ihrer Treibhausgasemissionen unterstützt.

  • Scope 1 (Direkte Emissionen): Diese Emissionen stammen direkt aus Quellen, die dem Unternehmen gehören oder von ihm kontrolliert werden. Beispielsweise fallen die Emissionen des eigenen Fuhrparks oder der Heizungsanlage eines Unternehmens unter Scope 1.
  • Scope 2 (Indirekte Emissionen aus dem Energieverbrauch): Hierbei handelt es sich um Emissionen, die bei der Erzeugung der Energie entstehen, die ein Unternehmen einkauft und nutzt. Dazu gehören Strom, Dampf, Wärme und Kälte. Bezieht ein Unternehmen beispielsweise Strom aus einem Kohlekraftwerk, so fallen die dabei entstehenden Emissionen unter Scope 2.
  • Scope 3 (Sonstige indirekte Emissionen): Dies sind alle anderen Emissionen, die durch die Geschäftstätigkeit eines Unternehmens entstehen, aber aus Quellen stammen, die nicht im Besitz oder unter Kontrolle des Unternehmens sind. Dazu gehören z.B. Geschäftsreisen, Pendeln von Mitarbeitern, Lieferketteneffekte und Emissionen, die durch die Nutzung der Produkte eines Unternehmens durch Endverbraucher entstehen.

Der Trend zum hybriden Vertrieb zeigt, dass Unternehmen nicht nur Kosten sparen, sondern auch ihren ökologischen Fußabdruck durch die Reduzierung von Geschäftsreisen verkleinern können. Die Einsparung von 97,2 Tonnen CO2 pro Jahr durch die Reduzierung der Außendiensttätigkeit von 100 Vertriebsmitarbeitern um einen Tag pro Woche entspricht der CO2-Absorption von fast 8.000 Buchenbäumen, so das Ergebnis des Sales Departments der Ruhr Universität Bochum. Dies ist nur ein Beispiel dafür, wie unternehmerische Entscheidungen sowohl ökonomisch als auch ökologisch sinnvoll sein können.

Bedeutung für Kommunikation und Marketing

Doch welche Bedeutung hat die Einsparung von umweltschädlichem Kohlenstoffdioxid für Marketing konkret?

  • Bewusste Werbeentscheidungen: Wenn sich Marketingteams für digitale Kampagnen entscheiden, sollten sie die Energieeffizienz der Plattformen und Tools berücksichtigen, auf denen sie werben. Da digitale Infrastrukturen in der Regel erhebliche Mengen an Energie verbrauchen (Scope 2), kann die gezielte Auswahl energiesparender Plattformen oder Serverstandorte, die erneuerbare Energien nutzen, den ökologischen Fußabdruck von Marketingmaßnahmen reduzieren.
  • Partnerschaften und Sponsoring: Unternehmen sollten Partnerschaften mit anderen Unternehmen oder Veranstaltungen, die nicht nachhaltig sind oder hohe Scope 3 Emissionen verursachen, überdenken. Durch die Auswahl umweltbewusster Partner kann ein Unternehmen sein nachhaltiges Image stärken und gleichzeitig seine Gesamtemissionen reduzieren.
  • Transparente Kommunikation: Kunden schätzen Transparenz. Eine Berichterstattung über Scope 1-3 Emissionen in Kommunikations- und Marketingmaterialien kann das Vertrauen der Stakeholder stärken und zeigen, dass sich ein Unternehmen für echte Nachhaltigkeit einsetzt. Der Product Carbon Footprint (PCF) ist die am weitesten verbreitete Methode zur Ermittlung der Klimaauswirkungen eines Produkts.

Maßnahmen für Marketer in Unternehmen

Wodurch sich nun konkret CO2 einsparen lässt, zeigen die folgenden Möglichkeiten:

  • Scope 1 Emissionen reduzieren: Investieren Sie in erneuerbare Energien für Bürogebäude und reduzieren Sie die Nutzung von Firmenwagen oder wählen Sie umweltfreundliche Alternativen.
  • Scope-2-Emissionen managen: Wählen Sie grünes Hosting für Websites oder E-Commerce Plattformen und setzen Sie auf digitale Tools, die erneuerbare Energiequellen nutzen.
    1. Überprüfen Sie die Nachhaltigkeit Ihrer Website mit Tools wie greenpixie.com. Durch die Optimierung von Bildern, die Reduzierung von unnötigem Code und die Nutzung von umweltfreundlichem Hosting können Sie den CO2-Ausstoß, ähnlich wie die Optimierung der Ladezeit zur Suchmaschinenoptimierung, Ihrer Website erheblich reduzieren.
    2. Optimieren Sie Ihre digitale Kommunikation: Überdenken Sie die Notwendigkeit jeder gesendeten E-Mail oder jedes geteilten Dokuments. Nutzen Sie Plattformen, die effizienter sind und weniger Energie verbrauchen.
    3. Aufklärung und Sensibilisierung: Sensibilisieren Sie Ihre Mitarbeiter für die Umweltauswirkungen digitaler Aktivitäten und fördern Sie bewährte Verfahren.
  • Scope 3 Emissionen reduzieren: Vermeiden Sie nach Möglichkeit Geschäftsreisen und nutzen Sie stattdessen digitale Kommunikationstools. Sensibilisieren Sie Lieferanten für ihre eigenen CO2-Emissionen und fördern Sie nachhaltigere Praktiken in der gesamten Lieferkette.

Fazit

Im Kontext von Nachhaltigkeitskommunikation und -marketing sollten Unternehmen die gesamte Bandbreite ihrer Emissionen - von Scope 1 bis 3 - berücksichtigen und Maßnahmen ergreifen, um diese zu reduzieren und gleichzeitig ihre Zielgruppen effektiv zu erreichen. Es geht nicht nur darum, das Richtige für die Umwelt zu tun, sondern auch darum, das Vertrauen und die Loyalität der Kunden in einer zunehmend bewussten Welt zu gewinnen. Durch gezielte Maßnahmen können Marketer nicht nur ihren ökologischen Fußabdruck verkleinern, sondern auch eine Vorreiterrolle für eine nachhaltigere Kommunikation übernehmen.

Das Buch zum Thema

Dieser Artikel über nachhaltige Kommunikation stammt aus dem Kapitel „Skills To Be a Black Belt At Digital Marketing“ des Buches „How to Succeed as a One-(Wo)Man Show in B2B Digital Marketing: Understanding The Secrets Behind B2B Growth Marketing“. In diesem Kapitel wird der Fokus auf die wesentlichen Fähigkeiten und Expertisen von Digital Marketern in der heutigen Zeit gelegt.

Mike Kleinemaß
How to Succeed as a One-(Wo)Man Show in B2B Digital Marketing: Understanding The Secrets Behind B2B Growth Marketing
ISBN 3000761675

(ID:49679611)

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